Falter: ‘I Walked with a Zombie Mob’

Der Falter berichtet über die monochrom’sche Wiener Zombiebrut:

Vergangene Woche ließen Monochrom und das Filmfestival /slash eine Horde von Untoten auf Mariahilf und Margareten los

“Du hast Blut mit. Super!” Organisator Roland Gratzer weiß Selbstversorger zu schätzen. Eineinhalb Liter Kunstblut aus dem Theaterfachgeschäft stehen für den bereits vierten von der Kunstneigungsgruppe Monochrom ausgerichteten Zombie Mob zur Verfügung, aber der Zustrom übertrifft die Erwartungen: Pünktlich um 19 Uhr treffen die ersten Hobby-Untoten im Monochrom-Areal im quartier 21 zum Schmink-Workshop ein, und es werden immer mehr.

So wird zwar nicht das Blut knapp, aber die weiße Gesichtsfarbe, die die meisten Zombievisagen grundiert. Während der Autor dieser Zeilen in
Maske eher aussieht wie das Opfer einer Erdbeertopfentortung, glänzen Halloween-Erfahrene mit reflektierenden Kontaktlinsen, Läsionen aus Gummimilch und roter Farbe oder – der Porsche unter den Entstellungen – schweren Verbrennungswunden samt abgestorbenem Auge.
Um neun Uhr setzt sich die über 80 hirntote Köpfe zählende Meute brüllend und lallend in Bewegung Richtung Filmcasino, wo “L.A. Zombie” und “Big Tits Zombie” am Nachtprogramm stehen. Die hehrste Aufgabe eines Zombie Mobs – Passanten erschrecken oder zumindest verärgern – wird dadurch erschwert, dass sich nur noch vereinzelt Menschen über die Mariahilfer Straße und angrenzende Gassen bewegen. Dafür säumen umso mehr Abendveranstaltungen die Route.
Der Versuch, die Vienna Fashion Week zu infiltrieren, scheitert an den Securities, im phil stürmt eine Horde von Zombies den FM4-Literaturwettbewerb.
Ein Stück weiter die Gumpendorfer Straße hinunter schrammt man knapp an einer vielversprechenden Begegnung vorbei: Eine Gruppe Nonnen biegt gerade noch rechtzeitig in die Lehárgasse ein. Einzelne, mit silbernem Gafferband markierte Opfer auf der Strecke werden von der stolpernden Meute angefallen und infiziert. Auch wenn gegen Ende die Hungerschreie heiser werden und manche Attacke ein bisschen müde: Eineinhalb Stunden lang Fußgänger anfauchen und an Busfenstern trommeln schlägt in Sachen Psychohygiene jede Klangschalentherapie. Das wunderlichste Erlebnis des Abends: wie der Mob sich unterwegs ins Apollo-Kino wälzte und in einer Vorführung des Zombieactioners “Resident Evil: Afterlife” wiederfand. Für die Erweiterung der 3-D-Projektion in Richtung Expanded Cinema gab es von Publikumsseite vereinzelt Szenenapplaus.

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