DER GEBURTSTAG DES KAPITALISMUS

Liebe Festgemeinde!

Wir stehen am Anfang des 21. Jahrhunderts... und das Wassermannzeitalter fängt ja gut an: Die ArbeiterInnenschaft ist in die Gesellschaft integriert, ArbeiterInnenbewegung und Marxismus haben ihre historische Mission, nämlich zu scheitern, erfüllt. Der Kapitalismus ist zum planetarisch geschlossenen System geworden. Nirgendwo mehr ist Leben jenseits von Wert, Ware, Geld, Arbeit und Staat möglich.

Der Kapitalismus ist ein System ohne Zentrum. Er ist reine Peripherie, wie Umberto Eco das einst nannte, und deswegen kann man ihn nicht ins Herz treffen, wie die Roten Brigaden das in den 1970ern verlangten. Das System hat kein Herz. Es ist vielmehr der reine Blutkreislauf, der -- unentwegt und scheinbar schon immer -- die Kapitalströme um unsere kleine, rostbraune Erde pumpt.

Der Kapitalismus ist wie Christo: Er hat es geschafft, aber kaum jemand will ihm dafür gratulieren.

Im Jahr der großen Jubiläen ist es aber mehr als nur angebracht auch dem Kapitalismus ein Ständchen zu bringen. Denn wenn er schon kein Herz hat, dann muss er aber zumindest einen Geburtstag haben. Sonst wäre er ja ohne Anfang und folglich auch... ohne Ende. Und das wollen wir ja nun auch wieder nicht.

Der Kapitalismus, so will es uns das bildungsbürgerliche Wissen vermitteln, sei eine Wirtschaftsordnung, die den Feudalismus und das bürgerlich-handwerkliche Stadtwesen im 17. Jahrhundert ablöste.
Das ist uns monochroms aber zu vage. Wenn schon etwas "wissen", dann wenigstens genau. monochrom bat zehn ForscherInnen aus unterschiedlichen Gebieten, sich Gedanken über den Geburtstag des Kapitalismus zu machen und diese Gedanken in Textform zu gießen. Danach wurden die Texte von SchauspielerInnen, RadiomoderatorInnen und PerformancekünstlerInnen eingesprochen.

Zita Bereuter liest Johannes Ullmaier MP3 Bitrate 24k (04:44)
Christian Strasser liest Miki Malör MP3 Bitrate 24k (12:16)
Evelyn Fürlinger liest Thomas Ballhausen MP3 Bitrate 24k (07:00)
Robert Stachel liest Karin Harrasser MP3 Bitrate 24k (07:16)
Gerlinde Lang liest Manfred Füllsack MP3 Bitrate 24k (09:47)
Sabine Friesz liest Jürgen F. Schneiderbanger MP3 Bitrate 24k (13:21)
Steffen Höld liest Mela Mikes MP3 Bitrate 24k (10:17)
Leopold von Verschuer liest Kathrin Röggla MP3 Bitrate 24k (07:17)
Robert Glashüttner liest Karin Fischer MP3 Bitrate 24k (09:57)
Kathi Schwarz liest Thomas Brandstetter MP3 Bitrate 24k (09:56)

Masters of Ceremony: Johannes Grenzfurthner, Günther Friesinger
Intro-Sprecher: Harald Homolka-List
Musik: Ulrich Troyer

Erstmal wurde im Kunstverein Baden am 11. März 2005 eine Birthday Party gefeiert.

Also, Prosit!
Auf den organlosen Körper, der es zu was gebracht hat!

Nächste Präsentation im Rahmen von "Position 02: Arbeiten" im Haus der Architektur, Graz. Vernissage am Samstag, den 23. September 2006, 17:15.


Ein Projekt von


Herzlichen Dank an lizvlx, das Tonstudio des 'Theater am Neumarkt' in Zürich und FM4