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Langsamen ...

... Schritts (ich sage nur "Romero" und "Kaufhaus") schreite ich durch die Wiener Mariahilferstraße. Welch schöner Frühlingstag, welch wonnevolle Einkaufsstraße. Genug Anhaltspunkte für einen kritischen linken Geist über das Leben im Jahr 2004 zu grübeln.
Da erblicke ich einen KARE-Shop.
Wohndesign für Durchschnittsmenschen mit durchschnittlichen Wohndesign-Ambitionen. Mal eine Runde schauen, was denn da so auf den Markt geworfen wird. Hmm.
Da schaudert es mich und gleichzeitig zücke ich meine Geldbörse ... oder - viel schlimmer noch - meine Mastercard, weil das Bargeld nicht reicht.

Noch nie hab ich eine schönere fleischgewordene Metapher unserer perfiden Gegenwart gesehen. Eine Fußmatte mit dem berühmten Konterfei von Che Guevara drauf. Der Kapitalismus hat einen schrecklichen Vorteil, er kann ihn subvertierende Strömungen einfach assimilieren, ihm feindliche Zeichen auflösen, neu codieren, wieder aussetzen, entleert und 1:7 verdünnt. Ich zahle also 22 Euro 60 für eine schäbige, schlecht gearbeitete Fußmatte mit Che drauf, ich weiß nicht wie viele 1000 Prozent Gewinnspanne da für die Designkette drin sind. Ich zahle also tatsächlich Geld dafür, mit meinen Füßen auf linker Ikonografie herumzutrampeln. Jeder meiner Schritte wird das einst so starke und kraftvolle Zeichen weiter entkräften. Gefällt es mit? Na sicher. Die Matte ist lässig.
Das ist Kapitalismus. Und ich bin sein verdammter, jämmerlicher Diener. Dafür werde ich in der Hölle schmoren und einige hundert dickbäuchige Umberto Ecos werden mich mit Blut bespucken -- auf ewig
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Grenzfurthner


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