BLUMEN PFLÜCKEN FÜR DIE BLUMENBANK

Intro

Die Zukunft gehört uns allen gemeinsam, aber einigen gehört sie eben mehr. Die Kinder müssen in der Zukunft leben, die wir gestalten und dennoch gibt es Dinge, über die wir nicht mit ihnen sprechen. Dinge, über die wir aber mit ihnen sprechen sollten. Das Wirtschaftssystem, in dem wir leben, in dem wir atmen, und das für uns selbstverständlich ist, verändert sich. Es basiert auf Geld. Und dennoch ist Geld etwas, das wir gerade erst beginnen zu verstehen. Lasst uns als eine Geschichte erzählen, ein kleines Gleichnis über die Zukunft.

Klingende Münze im freien Fall

Am 17. April – im Frühling 2005 – werden wir ein neues System einführen, um unsere Geschichten zu tauschen und zu teilen. Junge Geschichten, neue Geschichten, die unserer Zukunft gehören und für unsere Zukunft geschrieben sind.

Geld ist nicht die einzige Möglichkeit, zu teilen, zusammen zu arbeiten, an eine bessere Art zu leben zu glauben, und diese zu schaffen. Lasst uns experimentieren, ein bisschen spielen, herausfinden, ob es andere, vielleicht bessere Möglichkeiten gibt; denn so wie "es ist" muss es nicht sein.

Geld entzieht sich unserer Kontrolle. Es kontrolliert uns. Es ist nicht alles und dennoch scheinen wir ohne Geld nicht leben zu können. Wenn wir Brot, ein Dach über dem Kopf, Medizin oder ein Geschenk für einen geliebten Menschen haben wollen – dann sind wir von Geld abhängig. Und es hängt von uns ab. Es braucht unseren Glauben daran, dass es die einzige Möglichkeit darstellt, es braucht unseren Glauben daran, dass es Macht hat, in der Lage ist, etwas zu bewirken, etwas zu bewegen.

Es ist nicht so schwer zu verstehen, wie Geld funktioniert. Es ist einfach Zauberei. Ein Versprechen, dass, wenn ich es habe, du es als Gegenleistung für etwas, das ich brauche, annehmen wirst. Ein Versprechen, dass ein Laden, eine Fabrik, eine Regierung, oder ein Freund „Ja“ sagen wird. Wenn wir aufhören, an dieses Versprechen zu glauben, dann bricht die Wirtschaft zusammen. Das große Räderwerk kommt zum Stillstand. Menschen werden "arbeitslos", Fabriken schließen, Familien müssen hungern und Arbeiter gehen nach Hause.

Warum?

Warum kommt es zum Stillstand? Warum schließen die Fabriken? Warum hören die Menschen auf zu arbeiten und müssen hungern? Der Grund und Boden ist nach wie vor da, man kann etwas zu essen anpflanzen. Auch die Fabrik gibt es immer noch, die Produktion kann weiter laufen. Aber niemand kann die Produkte kaufen. Es gibt kein Geld mehr – das Versprechen wurde nicht gehalten. Warum verdienen Bankangestellte mehr als Krankenschwestern oder Lehrer? Warum zahlt es sich aus, skrupellos, eigennützig oder gar bösartig zu sein?

Nicht zwangsläufig. Es gibt andere Spiele, die wir spielen können, um zu teilen und zu arbeiten. Wir werden diesen Frühling in Wien ein anderes Spiel erfinden, eines, das wir alle Spielen können. Ein Spiel, an dem wir uns erfreuen und von dem wir (vielleicht) lernen können. Wir führen eine neue Währung ein, die von Blumen wertgesichert wird. Wir werden eine Bank gründen, in der diese Blumen aufbewahrt werden, getrocknet und gepresst, damit ihre Schönheit erhalten bleibt. Je mehr wir pflücken, desto mehr haben wir, desto mehr können wir teilen.

Dieser Schatz – unser Schatz – wir ein Geheimnis sein. Wir werden niemandem davon erzählen. Wir werden dieses Geheimnis vor der anderen Welt, der Welt, die sie die „wirkliche“ nennen, bewahren, damit niemand es stehlen kann. Aber wir werden davon Gebrauch machen. Im Internet werden wir das Geld, das wir gemacht haben, eintauschen. Für jede gepflückte und gepresste Blume werden wir ein Geldstück herstellen, einen Jeton, das wir übers Internet an jemand anderen verschicken können – wie ein verschicktes Versprechen.

Wir werden dieses Geld dazu verwenden, neue Projekte zu starten. Dinge, die wir für wichtig erachten. Wir werden die Regeln in deren Rahmen die neue Währung gebraucht und ausgegeben werden soll, besprechen und diskutieren, und uns aussuchen, wie wir diese investieren wollen. Wir werden das neue Geld Künstlern geben, damit sie Filme und Stücke machen, Geschichten, die uns weiterbilden, die uns zum Lachen bringen. Wir werden sie nutzen, um zu lernen. Künstler können dann das neue Geld verwenden, um sie einzutauschen, um zusammen zu arbeiten und zu teilen. Geschichten zu teilen, die in verschiedener Weise und in verschiedenen Sprachen erzählt werden. Wir werden diese gepressten Blumen mit Freunden in anderen Ländern tauschen, die andere Geschichten zu erzählen haben. Wir werden ein ganz neues Spiel erdenken.

Die Blumenbank ist unsere Bank!

Kommt und gründet mit uns die Blumenbank. Sie wird eure Bank sein – unsere Bank. Zuerst müssen wir die Blumen pflücken, dann müssen wir sie pressen und zählen. Dann können wir das Blumengeld herstellen und es Künstlern geben, damit sie neue Arbeiten erstellen. Wir alle zusammen können daran wachsen, wir können neue Samen für neue Projekte anpflanzen. Alle, die mithelfen, alle die tun und machen, werden unsere Bank besitzen, werden die Blumenbank besitzen. www.theflowerbank.org = www.ourbank.org.


Stefan Lutschinger, Evelyn Fuerlinger, Johannes Grenzfurthner, David Bovill, Guenther Friesinger