Bewerbungsschreiben um noch mehr, noch bedingungslosere Toleranz für altersdemente Widerstandssymbole. Subkulturtechniken beeindrucken jedes Mal aufs Neue durch jene Monotonie, mit der sie ihre Erscheinungszyklen herunterdudeln: Das spektakuläre Auftauchen in einer durch sie zusammengeschweißten Geschichtssekunde – die funkelnde Unverständlichkeit ihrer ersten Verbreitung in Gerüchtform – die schlaffe Allgemeinverständlichkeit ihrer sich anbahnenden Breitenwirkung – zuletzt ihre kulturhistorische Verbeamtung als topographische Marke der bürgerlichen Kunstgeschichte. Allesamt wichtige Stationen in ihrer Ausbildungsbiographie zum denkmalfähigen Adabei. Und was ist die schönste Form, die unaufdringliche Penetranz des Adabeiseins aus ihrer Amorphheit zu schälen, um sie noch besser genießen zu können? Genau…! Der Joint und das Kiffen gehören zum Ruiniertesten, was die Popkultur bislang zustande gebracht hat (noch vor Joe Cocker und Death Metal). Denn Kiffen macht ja nicht nur dumm und zur Pro7-Zielgruppe, sondern es lässt – dank seiner verwaltungspolitisch netterweise aufrechterhaltenen Kriminalisierung – den Eindruck entstehen, man/frau/sonstige tue da irgendetwas Verbotenes, das über den Subversionskompromiss der Ordnungswidrigkeit hinausgeht. Dies verdient unseren Respekt und Ihr Steuergeld, liebe Grazerinnen und Grazer! Auch wenn’s nur schlappe 5.000 Euro waren. Sie können uns natürlich per Zusatzspende jederzeit in unserer Mission unterstützen: IBAN – AT50 1100 0037 9353 7600, BIC – BKAUATWW. Denn jeder Schilling hilft! Und weil es ja durchaus nahe liegt, einem überambitioniertem postmodernen Stadtbild einen überdimensionierten Joint vor das nächst beste repräsentative Gebäude-Wannabe zu knallen, meinen wir, das müssen wir – als Gesellschaft und als monochrom – dann aber auch gleich erledigen. Verstehen Sie: NOW! Dubai sitzt uns schließlich im Nacken. Die Karriereverheerung der Woodstockgeneration zum besinnlichen Moment bürgerlicher Geschichtskonstitution bedarf jedenfalls dringend der phallischen Monumentalität. Jede sensible und differenzierte Aufbereitung erachten wir als kontraproduktiv für ein Erinnern, das einem Ereignis auf die Pelle rückt, das – wie es ganz recht im Begleittext zur Ausstellung heißt – "zum Symbol für eine Generation geworden ist, die sich von gesellschaftlichen Konventionen und Werten"! Anders gesagt: Schafft mehr BenutzerInnenoberflächen. Und in diesem Sinne wünschen wir allen KifferInnen ein herzliches: Turn On, Tune In, Drop Dead im Schatten unserer hoffentlich halbwegs umstrittenen Installation in einem öffentlichen Raum, der sich einen 10-Meter-Joint ebenso gründlich verdient hat wie diejenige darum herum zu drapierende Mischpoche, auf die die Symbole missratener KifferInnen-Symbolpolitik eine magische Anziehungskraft ausüben. Gezeichnet: monochrom.at (Kollektiv für eine kritische Landschaftsarchitektur des kollektiven Weiterwurstelns) (Ab 30. April 2009, 12:30; vor dem Landesmuseum Joanneum, Neutorgasse 45, 8010 Graz) |
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