Träume seit 1996

Ein paar Träume des näheren monochrom’schen Redaktionskreises auf einer Homepage mit eigenwilligem Backgroundmotiv (bereits 1994 mittels Handscanner aus einem bereits damals uralten Mondo2000 rausgescannt).
 


 
 

· Ich bin zu einem Wohnungseinweihungsfest eingeladen. Die Knabbereien sind aus. Ich soll Popcorn oder Chips aus der Speisekammer holen. In der Speisekammer entdecke ich hinter einer Packung Sing-Sing eine Leckerei, die mir seltsam vertraut vorkommt. Und tatsächlich. Es handelt sich um „Fettes Brot“ der Firma Manner, ein Mittelding aus Biskotten und Kletzenbrot mit reichlich kandierten Früchten. Ich erinnere mich daran, daß ich das „Fette Brot“ früher immer sehr gern gegessen hatte. Den Leuten auf der Party schmeckts jedenfalls auch. Freunden gibt man ein „Fettes Brot“. Oder auch zwei oder drei.

· Ich finde eine Videokassette im Schrank und stelle fest, daß ich die vor fünf Jahren in der Videothek ausgeborgt habe. Ich rechne mir den Preis aus und verlasse dann das Land.

· Aus irgendeinem Grund habe ich das bestimmte Gefühl, daß das Wohnhaus, indem ich meine Mietwohnung habe, aus Karton ist. Alles fühlt sich genauso an wie bisher: die Küche, das Klo, der Aufzug, alles. Aber ich weiß, daß es Karton ist. Niemand glaubt mir und generell stehe ich da wie ein Idiot. Über einige Irrwege (ich glaube auch, irgendwelche Kanalsysteme waren im Spiel) gelange ich in das zuständige Ministerium in Wien. In einem Labor läuft ein Professor auf und ab, der aussieht wie Günther Jacob, und sich ständig mit einem Kamm die Haare zurückkämmt und dabei „Wellpappe!” ruft. Nach einer Audienz erkenne ich, daß alle Gebäude in Mitteleuropa in dieser Bauweise gehalten sind und fahre mit dem Bus heim.

· Ich pinkelte in einem Traum in ein Loch im Boden, das von Ratten herausgefressen wurde, vermißte es allerdings und traf Baudrillards „Simulations” (englischer Text). Danach nahm ich den Text und schüttelte ihn trocken. Der Text war allerdings ausgeliehen und ich kaufte einen neuen.

· Ich wollte mein Zimmer aufräumen und als einzige Möglichkeit erschien mit eine geregelte Kernfusion. Ich warf also das punktförmige, grell leuchtende Etwas in die Luft (war glaube ich gekauft) und wartete dann vor der Tür. Die Zeit verging. Mir war langweilig. Ich wollte wieder ins Zimmer zurück, aber es konnte ja jederzeit geschehen. Dann endlich: Baaang (=Wecker). Danach aufgewacht.

· Auf einer Vernissage anläßlich der Studentenstreiks in Wien (einige Künstler hatten die Demos gefilmt) - statt fand das in einem Straßenbahnwaggon - flüsterte mir ein Freund, daß der Wiener Medienkünstler Rekordbacken (Name hier absichtlich mit dem Anagramm-Chiffre verschlüsselt um wenigstens eine gewisse Form von Privatheit zu garantieren) sich im Büro mit dem Titel Dr. Sissi anreden ließe. Ich schrie die Neuigkeit in den Waggon („Was?? Der Rekordbacken läßt sich im Büro Dr. Sissi nennen??”) und werde sofortigst von meinem Freund eingebremst („Pssst! Bist du wahnsinnig!”). Den restlichen Abend versuche ich dem betreffenden Künstler Lposbe Cfdlfs aus dem Weg zu gehen. Die Schlußveranstaltung ist in einer öffentlichen Toilette beim Wr. Rathaus. Alle trinken und essen etwas, aber im Hintergrund steht ein Typ namens Kwaschinski oder so auf einem Hocker und predigt Filmtheorie. „Das macht der immer, nicht beachten”, wird mir gesagt. Ich scheue mich vor jeglicher Interpretation.

· Eine mir unbekannte Person spricht mich auf einem Saufgelage an und beweist mir - mit Zertifikat - Universen ejakulieren zu können. Ich meine ich wäre Atheist, hätte kein Interesse an göttlichen Wixereien und werde daraufhin auf einen Tequila Olmeca eingeladen. 

· Ich sitze im Anzug an einem Schreibtisch. Andauern kommen Personen, die mir Pakete auf den Tisch legen. Ich nehme das verpackte Material und werfe es in einen Briefschlitz hinter mir. Ich bemerke auf dem Schreibtisch ein Schild. „Import/Export”. (Der war beklemmend!)

· Meine Waschmaschine empfäng im Trockengang Morsesignale. An der Dechiffrierung scheitere ich.

· Liege im Spital (ich habe ein Geschwulst am Kopf). Neben mir liegt eine ältere Dame, die den Chirurgen fragt, ob sie mein Geschwulst nicht vielleicht nach der Operation haben könnte - als Futter für ihre Katze. Der Arzt sagt zu.

· Boote meinen PC hoch, und schon habe ich ein Virus erwischt. Dieses Virus hat ein buntes (ich kann mich noch and die Farbe violett erinnern), benutzerfreundliches User-Interface. Es gibt mir in einer Menüauswahl Möglichkeiten, wie es mich fertigmachen kann. Ich überlege und wache auf.

· Auf dem Auto eines Freundes erscheinen gestanzte Schriftzeichen im Blech mit komischen Inhalten. Eigentlich ist mein halbes Schlafzimmer voll mit Büchern - ich habe sowieso nicht so viel Zeit übrig (Student und so) - und jetzt muß ich mich auch noch mit paranormalen Phänomenen beschäftigen. Frustriert und gequält kämpfe ich mich durch die Lektüre.

· In der Nacht nach einem Ornette Coleman-Konzert, werde im Halbschlaf von einem Insekt belästigt, es handelt sich dabei aber um kein gewöhnliches Insekt, sondern eine Jazzgelse, die sich in irgendwelchen Solos äußert. Reiße mich aus dem Wahn und zerklatsche das vermeintlich musikalische Vieh.

· Im Supermarkt begegnet mir Alain Delon und will meinen Frühschwimmer-Ausweis sehen. (Er glaubt ich will eine Schnorchelausrüstung stehlen.)

· Ich besuche mit drei Freunden eine Veranstaltung in der Wiener Stadthalle. Die Halle ist voll besetzt. Jeder Besucher hat einen Zettel bekommen, auf dem die Spalten „Prominenter” und „Satz” gedruckt sind. Die Besucher tragen jeweils den Namen eines Prominenten und einen Satz ein. Angestellte sammeln die Zettel ein und stapeln sie in der Mitte der Bühne. Eine Person in Zirkusdirektor-Kostümierung tritt auf. Er spricht den jeweils gewählten Satz mit der imitierten Stimme des jeweils gewählten Prominenten. Zettel um Zettel. Die Masse tobt. Wir gehen nach einiger Zeit ins Café.

· Ich will mit meiner Freundin auf Badeurlaub fahren, wir entschließen uns für Jawa und buchen das Ticket. Erst jetzt nehme ich den Atlas zur Hand und suche die Insel. Es stellt sich heraus, daß sie zwischen Kanada und Grönland in einer riesigen, vollkommen leeren Seefläche liegt: im Inneren der Insel herrscht subtropisches Klima, aber der Strand ist zugefroren. In weißen Lettern steht rund um die Insel geschrieben: Ugly Deep Black Sea.
 


 

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>> am Schluß noch schnell eine Humoresque <<