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„Sechstes Bild: Sie aber sahen die Nutzungsrechte und erkannten sie. Bzw.: Wie monochrom einmal ungemütlich wurde und dabei ein Fetzen-Empowerment heimbrachte“
Dann endlich im Januar 2006 beschließt monochrom die Lord Jim Loge zu transformieren: in die Lord Jim Loge powered by monochrom, verschärften Ökonomisierungstendenzen, die selbst den widerständigsten Kunstpraxen inhärent sind, sei Dank. Denn: Was nichts wird, wird Affirmation. Strategieziel in diesem Transformationsprozess soll es sein, die Lord Jim Loge als Ausdruck einer bohemistischen 1980er-Antikunst-usw.-Kunst und als symptomatische Verweigerungshaltung um der Verweigerungshaltung willen irgendwie neu zu erfinden, damit ihr eingefrorenes symbolisches Kapital in neue Zusammenhänge und Anliegen strömen kann. Sie kennen den Jargon. Und überhaupt: Wegen des hohen symbolischen Eigenkapitals (das sich vornehmlich in der Verbindung mit den Namen Kippenberger, Oehlen, Schlick und Bauer konstituiert) soll die Lord Jim Loge als primär ökonomisch verfasstes Subunternehmen ins Organigramm von monochrom eingegliedert werden, mit dem Ziel der Kapitalgenerierung, nicht zuletzt zum Zwecke der Konsolidierung des meist defizitären monochrom-Haushalts. Also wird (inspiriert von einem mysteriösen Klingelschildrudiment an der Wohnungstüre von Daniel Fabry und Anika Kronberger) die in Berlin ansässige Art Consulting Teyssandier-Springer ins Leben gerufen, die kurzerhand mit der Wahrnehmung der ökonomischen und markenrechtlichen Interessen der Lord Jim Loge powered by monochrom betraut wird. In Form dieser nicht unrealistischen Firma rät monochrom sich selbst, eine juristische Kampagne zu starten und gewisse Leute irgendwie abzumahnen. Eine Presseaussendung wird vorbereitet und verschickt:
„Kurz vor seinem Tod hat die Gruppe monochrom Jörg Schlick alle Rechte entsprechend den verschiedenen einschlägigen nationalen und internationalen Reglements (in Angelegenheiten des geistigen Eigentums, des Copyrights, des Markenrechts, der Nutzungsrechte) in einem Pauschalarrangement abgekauft.
Darin inkludiert sind:
Wort-Marke: „Lord Jim Loge“
Wort-Bild-Marke: „Sonne Busen Hammer“
Wort-Marke: „Keiner hilft keinem“
Darüber hinaus wurden weiterführende Vereinbarungen getroffen, die etwaig anfallende Folgerechtsansprüche im Zusammenhang mit dem künstlerischen Werk „Lord Jim Loge“ ebenfalls an monochrom übertragen. Konkret bedeutet dies: Ohne die Zustimmung der EigentümerInnen der oben angeführten Markenrechte dürfen jene Werke, die Elemente dieser Marke beinhalten, keiner wie auch immer gearteten Werknutzung unterworfen werden. Dies betrifft vor allem Reproduktionen und Ausstellungen. Geprüft werden rechtliche Schritte gegen Galerien wie die NGBK in Berlin, die Galerie Bleich-Rossi in Wien und das Forum Stadtpark in Graz, die wegen demnächst stattfindender Ausstellungen Gefahr laufen, gegen diese Rechte zu verstoßen. Diese Vorgangsweise schafft die Basis für Franchising-Konzepte und künstlerische „Re-Start-Ups“. So bereitet monochrom in Kooperation mit Teyssandier-Springer die Übernahme weiterer Marken mit hohem symbolischen aber geringem realen Kapitalvolumen vor. Als potentielle prekarisierte Übernahmekandidaten wurden die Netbase (Institut für neue Kulturtechnologien, Wien) und die KünstlerInnengruppe ubermorgen.com (u.a. Prix Ars Electronica 2005) genannt.“
In einer konzertierten Aktion anlässlich der monochrom-Klausur im Februar 2006 in der übrigens nicht zu empfehlenden Pension Tirolhof in Reichenau/Niederösterreich wird ein Rundschreiben von Teyssandier-Springer erarbeit und von monochrom-Mitglied Frank Apunkt Schneider im Namen von Frank Teyssandier unterzeichnet. Er muss sich dabei gar nicht sehr verbiegen, weil sein Name sieht eh irgendwie so ähnlich aus. Trotzdem: Anstregend war’s schon, schließlich gibt es zahllose Galerien in aller Welt, die meinen, sie könnten sich mit dem Verkauf von Kippenberger-Bildern mit unserem „Sonne Busen Hammer“-Symbol drauf eine goldene Nase verdienen, und wir sollen mal wieder leer ausgehen.
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