Campaign

Termine

13. Oktober 2006, 20. Oktober 2006, 27. Oktober 2006, 3. November 2006, 10. November 2006, 17. November 2006. Jeweils 22:30 in der Roten Bar des Volkstheaters Wien.

Was ist Rollenspiel?
Campaign bedient sich des Grundsettings einer klassischen Pen-and-Paper Role-Playing-Games, einer speziellen Form des Spiel-Erzählens, die in den 1970er Jahren (Dungeons&Dragons u.a.) entwickelt wurde. Geregeltes Storytelling ist das Stichwort.

Vorgeschichte
Der populäre Lokalsender PLUS tv hatte immer sensationelle Bilder. Von der Krumpendorfer Rotwanderung, vom Tatra-Outbreak, vom 3:2 gegen Süd-Karinthien, von der Kernschmelze im Praterreaktor und sogar von der Befreiung von Lotte Dampasch. Doch leider war keine der Stories von Fratt Aigner. Fratt ist seit zwölf Jahren Videoblogger beim PLUS TV und schafft den Karrieresprung einfach nicht. Sein Harnsäurewert ist weit über Durchschnitt, seine page visits sind unter jeder Sau und aus der Email-Verteilerliste für Kino-Pressevorführung ist er vorgestern rausgefolgen. Fratt braucht endlich einen medialen Scoop! Wird ihm seine neue Partnerin, die Kamerafrau und Doppel-Jackerin Alalia Grundschober, dabei helfen können?

Gäste:
13. Oktober 2006: Beatrice Frey und Andreas Krach Stoiber
20. Oktober 2006: Alfred Dorfer und Gerlinde Lang
27. Oktober 2006: Katharina Stemberger und Gerald Votava
3. November 2006: Karl Ferdinand Kratzl, Kathi Schwarz, Christian Strasser
10. November 2006: Hans Wu, David Dempsey und Michael Wolschlager
17. November 2006: Gregor Seberg, Eva Jantschitsch (aka Gustav), Lorenz Seidler (aka eSeL)

Mitwirkende:

Hauptrollen: Andy Hallwaxx, Annette Isabella Holzmann
NPGs: Claudia Sabitzers
Gamemaster: Johannes Grenzfurthner, Roland Gratzer
Schnellzeichnungen: Clemens Kindermann
Stenograph: Markus Hofbauer
Toneinspielungen/Sounddesign: Michael Wolschlager
Kamera: Christoph Öhler
Webdesign: Daniel Fabry, Anika Kronberger
Schnitt/Blog: Christoph Sonnleitner
Assistenz: Thomas Schöndorfer
Dramaturgie: Hans Mrak
Technik Rote Bar: Sebastian Hartl
Musik (FM4 Soundpark Wettbewerb): Stefan Franke, Skizzo Franick, Loom Light

Eine Zusammenarbeit mit FM4 Soundpark und esel.at


 

 



Episode 6: Die Vernissage

Fratt und Alalia trauen ihren Augen und Ohren nicht: Harum Brandstetter gratuliert ihnen zum großen Erfolg der letztwöchigen Donauinsel-Story. Der ORF habe für die Aufnahmen vom Tumult auf der Donauinsel mehrere Hunderttausend Euro bezahlt. Als Dank dafür dürfen Fratt und Alalia zu einem VIP-Empfang ins MUMOK (Museum moderne Kunsthalle) ins Museumsquartier gehen. Harum und seine Frau können die Einladung aus Zeitgründen ohnehin nicht annehmen und es wäre schade um die Eintrittspässe.
Das Museumsquartier ist seit Jahren stark heruntergewirtschaftet. Lediglich 83 Kreativagenturen und 62 Kreativagentur-Angestellte-Bohémien-Cafés sind verblieben. Der Schwesternbetonklotz des MUMOK – das Museum „Sammlung Leopold“ – wurde vor Jahren von Restitutionsfeinden abgefackelt („Wenn wir das Zeug nicht haben dürfen, dann soll es niemand haben!“) und nie wieder aufgebaut.
Als Fratt und Alalia im MUMOK eintreffen, stellen sie sofort und enttäuscht fest: „Scheiße! – Das Buffet ist außer Sichtweite!“



Auf der Bühne hält Chefkurator und Direktor Claude Cheval die Eröffnungsansprache für die Ausstellung. Da diese vom Ströck Art Center gesponsert wird, dreht sich alles um die Großartigkeit des „New Baking“ und um die daraus entstandene Kunstrichtung „Mehl Art“. Einige wichtige Vertreter sind Kunstgrößen wie Günther Brus Willis (er wurde in die Albertina eingesperrt), Christian Ludwig Atatürk oder Jeff Koonst, der eine überlebensgroße Statue des Museumsdirektors, der gerade einen Topfenstrudel bäckt, angefertigt und auf dem Dach des MUMOK befestigt hat.
Am Buffet gibt es nur trockene Brötchen, da Wurst oder jegliche andere Brotauflage nach Auffassung der (schon seit Jahrhunderten streng vegetarisch lebenden) Familie Ströck den wunderbaren Geschmack des Gebäcks zerstören würde. Der Marketingleiter des Ströck Art Center, Koloman Abramovic, ist sehr an einer Führung durch das Gebäude interessiert. Nach der feierlichen Eröffnungszeremonie bittet Claude Cheval die Gäste in das erste Untergeschoß. Dort treffen sie auf Lou Lindsay, die das Projekt „org org punkt org“ betreut. Dabei soll es sich um eine Schnittstelle zwischen Künstlern und digitalen Medien handeln. Für Claude Cheval ganz klar ein Backbetrieb der Zukunft.



Fratt, der angesichts des sehr puristischen Brot-Buffets, schon länger mit dem Gedanken spielt, sich in die Kardinalschnitten verkaufende Aida bei der Wiener Oper abzuseilen, will sich aber vorher noch das Ströck-Werbevideo ansehen.
Plötzlich ertönt ein schauerliches – ist das etwa Bestandteil der Resch-und-Frisch-Installation? – Geräusch. Alle anwesenden Personen fallen augenblicklich in Ohnmacht. Als Fratt und Alalia aufwachen, finden sie sich mit Lou Lindsay, Koloman Abramovic und Claude Cheval in einem leeren, schwarzen, fenster- und türlosen Raum wieder. An der Decke ist ein schemenhafter Schriftzug erkennbar: „KONZEPTKUNST“. An der Wand stehen die Buchstaben „TULB“ und darunter befindet sich eine Tastatur.



Herr Abramovic schafft es nicht, zu verhindern, dass Fratt, der allgemein als unzuverlässig angesehen wird – dort das Wort „BLUT“ eintippt. Doch scheinbar war der Code richtig, denn plötzlich ändert sich der Schriftzug und in der Wand wird eine Tür sichtbar, während sich der Raum langsam mit einer rötlichen Flüssigkeit zu füllen beginnt. Die Vermutung, es könnte sich um einen Kunstgag – also um ein Backorgien-Mysterien-Theater handeln – wird leider durch eine schauderhaft krakeelende Stimme aus einem Lautsprecher verneint.
Hinter der Tür erstreckt sich ein in Gelbtönen gehaltener Raum, der mit Sand gefüllt ist. „Das ist Treibsand!“, wie sie – aber etwas zu spät, denn Fratt liegt bereits sonnenbadend und nackt im Sand – von einem kleinen, schwarzhaarigen, schwangeren und japanisch aussehenden Mädchen aufgeklärt werden, deren Gesicht nicht zu erkennen ist und die aus einer Düne kriecht.



Sie gibt ihnen ein wirres metaphysisches Rätsel auf, das Herr Abramovic in Sekundenschnelle löst, weil er es aus einem Rätselheft kennt. Der Sand verschwindet und ein Loch tut sich auf, in dem das Mädchen kreischend verschwindet. Das Loch wird von einer Brücke, auf dessen anderer Seite sich wieder eine Tür befindet, überspannt. Alalia will herausfinden, was es mit dem Mädchen auf sich hat und will es interviewen. Claude Chevals Haustier, der kleine Salatdrache Fuji, soll an Herrn Abramovics Seidenschal gebunden werden und mit Alalias Drei-Chip-Kamera in das Loch abgeseilt werden. Fuji wehrt sich und auch das Mädchen schimpft Gift und Galle aus der Tiefe. Die Gruppe entschließt sich, einfach in den nächsten Raum zu gehen.
Dort befindet sich ein Blumentopf mit einem Kärntner Ficus, der sich als der Vater des schwangeren Mädchens ausgibt und in einem mit Kunstzeitschriften (Texte zur Kunst, der Parnaß, aber auch Spex) tapezierten Raum wacht.



Alle Körperteile, die mit der Pflanze in Berührung kommen, werden sofort in Pflanzenteile verwandelt, was der arrogante Claude Cheval am eigenen Leib feststellen muss. Seine rechte Hand wird zum Spross als er versucht, mit einem Feuerzeug den Ficus abzufackeln. Als Abramovic dies sieht, steckt er schnell das "Brotschwert" weg, welches er sich als Angriffswaffe aus in seinen Jackentaschen befindlichen Kaisersemmeln gebastelt hat.



Auch beim Ficus gilt es, eine Aufgabe zu lösen, um den Raum passieren zu können, ohne Gefahr zu laufen, selbst in eine Pflanze verwandelt zu werden. Auf die Frage, was die Gruppe denn repräsentiere, antwortet Lou Lindsay zurecht: „Den Kunstmarkt“. Es ist die richtige Antwort.
Durch die letzte Tür gelangt die Gruppe in eine gigantische Halle im Keller des MUMOK. Auf einem riesigen Basalt-Thron sitzt eine halb verfaulte, in braun-weiße Binden gewickelte Gestalt. An der Wand sehen die Eintretenden drei Kreuze, auf denen Martin Blumenau, André Heller und Ronald Pohl hängen.



Blumenau weiß selbst nicht, warum er hier sei, er hätte doch mit Kunst nichts am Hut und wäre nur Berufsjugendlicher. André Heller flüstert etwas von Fantasie, was aber von Alalia als Freitodwunsch missverstanden wird, dabei will er doch nur flüchten, um endlich für die WM 2026 das Kulturprogramm zusammenstellen zu können. Pohl ist sich dessen bewusst, dass er für sein Lebenswerk leiden muss, aber immerhin war es das beste aller möglichen Leben.
Der Mann auf dem Thron outet sich als der tote Aktionist Rudolf Schwarzkogler. Die greise Valie Export umwickelt ihn immer wieder liebevoll mit neuen Binden. Seine drei Schergen – die Ex-Gegenwartskünstler Erwin Wurm, Hans Bernhard und Johannes Grenzfurthner – sollen die Eindringlinge töten.



Erwin Wurm steckt nur mit dem Kopf in der Wand und will den Angriffsbefehl nicht hören, aber Hans Bernhard zieht eine gigantische Psychopharmaka-Schrotflinte und beschießt Claude Cheval, der plötzlich ruhig und besinnlich wird und sich selbst in Meta-Diskussionen über seinen Charakter verstrickt.
Schwarzkogler, der einzig und allein aus dem Grund, weil er seit 1969 permanent verfault, ein abgrundtief böser Mensch geworden ist, kann letztlich aber umgestimmt werden, indem Alalia ihm vorschlägt, sich von dem Ficus in eine Pflanze verwandeln zu lassen. Er ist von dem Vorschlag begeistert, denn: „Ein Baum ist ewig!“
Johannes Grenzfurthner ist furchtbar enttäuscht und wütend, dass sein Kunstvater nun zum Strauch werden will. Er habe ihn immerhin ausgegraben und Schwarzkogler habe ihn aus den Abgründen der Ironie befreit und in die Authentizität gestoßen. Nun hat Grenzfurthner Angst, im Stich gelassen zu werden. Er läuft tiefrot an und schlägt kreischend seine knallrote – aber stahlharte – Glatze gegen die Betonwand des MUMOK. Durch die Wucht des Aufpralls entsteht ein Loch ins Freie – in den Hof des Museumsquartiers, wo eine jubelnde Menschenmenge applaudiert. Doch der Jubel gilt weder Fratt noch Alalia, die sich durch das Loch ins Freie gezwängt haben, sondern Rammstein, welche anlässlich des ÖVP-Stadtfests ein Konzert spielen. Fratt, Alalia, Claude Cheval, Lou Lindsay und Koloman Abramovic hören sich das musikalische Schauspiel an. Purer Nervenkitzel!



Meta-Kommentar:
Die 6. Episode war ein actiongeladener, fulminanter und überaus klassischer Fantasy-Rollenspielabend. Die Erfahrungspunkte der Hauptdarsteller/innen wurden fast nicht gebraucht, denn Gregor Seberg, Eva Jantschitsch und Lorenz Seidler waren überaus gute Rätsellöser/innen. Einige wesentliche Geheimnisse blieben zwar ungelöst, aber was solls. Auch ein von den Gamemastern befürchtete Würfelorgie beim Kampf gegen den Endgegner blieb aus, da Annette Isabella Holzmann eine wunderbare nicht-martialische Lösung für das Problem gefunden hatte. Andy Hallwaxx gab ich in der letzten Episode ordentlich Gas. Ein wunderbarer Abschluß der Reihe. Herzlichen Dank an alle Beteiligte!

[Gepostet durch die Bloggerleitzentrale von Plus-TV / 11/20/2006 05:38:00 PM]



Episode 5: Die Insel

Der einzige Grund, warum Fratt jetzt nicht gekündigt wurde – immerhin haben er und Alalia fast einen Krieg zwischen Italien und Restösterreich ausgelöst und eigenmächtig eine Woche Urlaub in Südtirol gemacht, während Harum in Wien Fratts Aufträge erledigen musste – ist der, dass Harums Nichte Bartholomea ein gutes Wort für ihn eingelegt hat.
Diesmal sollen Fratt und Alalia den sehr erfolgreichen amerikanischen Videoproduzenten Kirkwood Huntelaar zur Reichsbrücke begleiten, wo dieser gerade ein Musikvideo für den großen slowakanischen Hiphop-Star Sobolak dreht („Das ist eine Lifestyle-Geschichte, da könnt ihr nichts falsch machen.“)



Die Donauinsel, die von der Brücke aus gut einzusehen ist, dient seit der ÖVP-Alleinregierung als Strafgefangenenlager, wohin sämtliche Asylantinnen und Asylanten und sonstige unerwünschte Menschen abgeschoben wurden. Deshalb wird die Insel auch von einer hohen Mauer und einem Minenfeld umgeben. Die brennenden Ölfässer zwischen den Schrebergärten stellen die perfekte Kulisse für das Hiphop-Gangsta-Video dar.



Fratt und Alalia sind bemüht, ein Interview mit Sobolak zu führen. Wie sich bald herausstellt, handelt es sich bei dem Star aber nicht um einen Menschen, sondern um einen leibhaftigen, goldkettenbehangenen, in Tommy-Hilfiger gekleideten Wassermann.



Gerade als Mr. Huntelaars Team mit den Dreharbeiten vom ersten Setting loslegen will, beginnt die Brücke zu vibrieren und sackt laut krachend in sich zusammen. Fratt und Sobolak werden von der Brücke geschleudert und landen zu ihrem Glück nicht im Wasser (die Minen dort hätten ihren sofortigen Tod bedeutet), sondern auf einem riesigen Haufen Müll.
Wie es der Zufall so will, ist die Brücke nicht zur Gänze eingestürzt, sondern nur eingeknickt. Die übrige Videocrew auf der Brücke – falls sie sich nicht ohnehin noch rechtzeitig aufs Festland retten konnte – überlebt das Unglück daher nahezu unbeschadet.
Unten, auf der Internierungsinsel, nähert sich eine Gestalt. Es ist Pater Ralph und er durchsucht Fratt nach Wertgegenständen. (Pater Ralph hat mit der katholischen Kirche nichts zu tun; wird aber von den Inselbewohnern so genannt, weil er auf die Insel verbannt wurde weil er „Ghost – Nachricht von Sam“ und die „Dornenvögel“ auf DVD bestellt hat und deswegen gegen den katholischen Index verstoßen hat.)
Fratt hat leider nur wenig Verwertbares bei sich: eine Geldbörse mit ein paar Euro-Groschen und einer Bankomatkarte, einen Kugelschreiber, ein Handy und – hier auf der Insel eine große Rarität – feuchte Taschentücher. Sobolak hält er für einen jener gefährlichen Mutanten, die sich seit dem Reaktorunglück auf der Insel tummeln. Daher bleibt Sobolak – trotz seiner vielen Goldketten – unbeachtet am Müllhaufen liegen, während Fratt auf den Leiterwagen geladen und abtransportiert wird.



Kaum ist Pater Ralph mit Fratt als Beute verschwunden, verlassen die leicht bekleidete Tänzerin Jill – sie hatte sich an Huntelaars Hand festgehalten – ihre Kräfte und sie stürzt in die Tiefe. Sie landet justament auf dem bewusstlosen Sobolak, der dadurch auch an bläulichem Ausfluss zu leiden beginnt.



Alalia, die alles ziemlich unversehrt überstanden hat, will Fratt nicht im Stich lassen. Außerdem liegt Sobolak – möglicherweise schwer verletzt – unter Jill begraben und es gibt eine Horde Inselbewohner, die sich bedrohlich nähert. Daher überredet sie einen Kamerakranfahrer (er war in Ohnmacht gefallen, bevor er, so wie der Rest der Crew flüchten konnte), dass er sie und Huntelaar mit einem Kamera-Kran nach unten auf die Donauinsel bringt.
Währenddessen wird Fratt von Pater Ralph auf Schleichwegen (Fratt ist Besitz und Besitz wird eigentlich nicht geduldet!) durch die Ruinen der Copa Kagrana bis zum ehemaligen Schulschiff „Bertha von Suttner“ gekarrt. Dort treffen sie auf den Monarchen der Insel: Andreas „Doc“ Mailath-Pokorny. Er ist freiwillig hierher ins Exil gegangen und träumt von seiner Utopie – und der Errichtung eines Ronacher II auf der Donauinsel. Dort würde er dann auch eine Hiphop-Neuinszenierung des Schiller-Stücks „Die Räuber“ verwirklichen.



Pater Ralph will Fratt als willensloses Lasttier ausbeuten. Auch die Proteste Fratts („Aber ich kann nichts! – Ich bin vom Fernsehen!“) nutzen nichts. Aber es kommt zu einer politischen Diskussion zwischen Mailath-Pokorny und Pater Ralph, da der Inselkönig mit den Ideen des anarchokapitalistischen Pater Ralph nicht übereinstimmt.
Alalia ruft Fratt auf seinem Handy an.



Mailath-Pokorny nimmt das Gespräch entgegen. Aufgrund des wirren Anrufs machen sich Mailath-Pokorny, Ralph und Fratt (von der Peitsche angetrieben und den Leiterwagen ziehend) und einige Internierte auf den Weg zurück zur Reichsbrücke.

Sie treffen auf Sobolak, Alalia, Huntelaar und Jill und beginnen zu verhandeln.
Mailath-Pokorny ist sehr an Video-Regisseur Huntelaar und Hiphop-Star Sobolak interessiert.



Es kommt zu einem sonderbaren Disput zwischen Sobolak und Huntelaar über „Sprengladungen“ und „the big thing“. Eine Bande Inselbewohner schaart sich um die Streitenden. Huntelaar wird nervös und drückt beinahe unbemerkt einen Knopf an seiner Armbanduhr.



Fratt wittert Probleme, befreit sich selbst – mit Hilfe einer scharfen Kante am Leiterwagen – von den Knebeln und versucht, mit Alalia zu fliehen. Pater Ralph läuft ihnen wütend mit einem Prügel in der Hand nach.



Da nähert sich ein Hubschrauber der Insel. Fratt und Alalia nutzen diese Ablenkung und lassen sich vom Kranfahrer nach oben bringen. Für Sobolak und Huntelaar ist es zu spät, an das wichtige Videomaterial von Alalia heranzukommen und sie fluchen lauthals. Scheinbar war der teilweise Einsturz der Brücke von Huntelaar und Sobolak geplant worden, um möglichst authentisches, bedrohliches Material für das Video zu bekommen, das jetzt aber außer Reichweite ist.



Nachdem Huntelaar und Sobolak dem Inselkönig Mailath-Pokorny versprochen haben, ihm seine lang ersehnte Musicalstätte zu bauen, darf der Hubschauber landen und Huntelaar, Sobolak und Jill werden ausgeflogen.



Meta-Kommentar:
Die 5. Episode war sehr ruhig und nicht alle Rätsel der Insel wurden aufgedeckt. Hans Wu (auch in seiner Freizeit begeisterter Rollenspieler) war als Pater Ralph zwar wortkarg, aber auf Charakterintegrität und Regelkonformität ("Wie ist sein Empathiewert?") bedacht. David Dempsey war als Video-Produzent managerhaft und zog seinen geheimen Plan fast allzu geheim durch. Andreas Mailath-Pokorny konnte nicht mitspielen, da er erkrankt war. Michael Wolschlager übernahm (trotz geringerer Körpergröße) gut seine Rolle.
Andy Hallwaxx wurde leider für einige Zeit durch Ohnmacht und dann durch Hans Wu als Charakter ausgeschaltet, war aber danach wieder voll da. Er erhielt 2 Erfahrungspunkte (von 3 möglichen). Annette Isabella Holzmann sorgte sich als ihr Charakter rührend um ihren egoistischen Kollegen, 3 von 3 Erfahrungspunkten.
Es wurde in Episode 5 viel mehr gewürftelt als in anderen Episoden, vor allem durch die Anwesenheit von erfahrenen Rollenspielern. Das wird in Episode 6 wieder reduziert.

[Gepostet durch die Bloggerleitzentrale von Plus-TV / 11/12/2006 12:10:00 PM]



Episode 4: Der Durchgang

Die letzte Story war für PLUS tv ein riesiger Erfolg. Die Aufnahmen vom Basilisken wurden sogar vom Konkurrenzsender ORF ausgestrahlt. Harum Brandstetter ist hocherfreut. Alalia (die Schussverletzung, die sie im Palmenhaus davongetragen hat, schmerzt immer noch) bekommt ihre lang ersehnte Gehaltserhöhung, also die Angleichung an die Inflationsrate. Außerdem findet es Harum nicht weiter schlimm, dass Fratt während der ganzen Story viel lieber Kaffee schlürfend und Kardinalschnitten verzehrend bei der Aida saß, als sich am Geschehen zu beteiligen. Dadurch habe er Schlimmes verhindert.



Der aktuelle Auftrag führt Fratt und Alalia zum Südtiroler Platz. Harums missratene Nichte Bartholomea Haberzettel, die dort als Archäologin mit der Ausgrabung von Relikten aus der Römerzeit beschäftigt ist, hat ein seltsames Objekt gefunden. Es handelt sich um ein Backsteintor, dessen Alter und Herkunft sowohl für Bartholomea, als auch für ihren Kollegen und Lebensabschnittspartner Harrison Freigassner ein großes Rätsel darstellt. Während Harrison den mysteriösen Fund in einem wilden Sprachgewirr aus Deutsch und schlechtem Englisch für das Fernsehen zu beschreiben versucht, nähert sich ein Mann dem Metallgatter, das die Ausgrabungsstätte umgibt.



Der Unbekannte macht sich gleich ans Werk, indem er lauter kleine Zettel mit Klebestreifen am Gatter befestigt. Es handelt sich um niemand geringeren als den Zettelliteraten Helmut Langenbucher. Da er nun schon einmal da ist, für seine Poesie auch in den neuen Medien Werbung machen möchte und außerdem einst in der Schule Latein hatte (was in einer römischen Ausgrabungsstätte sicher von Vorteil ist), darf auch er das Backsteintor, das nur über einen Tunnel zu erreichen ist, in Augenschein nehmen.
Fratt kratzt -- als habe er eine Eingebung -- mit seiner Nagelfeile etwas am Tor herum, bis sich ein Backstein lockert. Dieser schiebt sich -- so als würde er herausfallen -- nach vorne. Ein unheimliches Geräusch ist zu hören. Mehrere Lichter leuchten auf. Eine plasmaartige Front wird sichtbar und überzieht -- nachdem der letzte Dreck abgebröckelt ist -- das ganze Tor. Eine Dimensionspforte! Harrison wirft die Schaufel in die Luft und jubelt Bartholomea zu: „Baby, wir sind reich!“
Langenbucher schmiert Rotz auf das Tor und Bartholomea Haberzettel wirft eine Schaufel in das Loch. Ohne an mögliche Konsequenzen zu denken springen Fratt, Alalia und das Archäologenpärchen durch die Pforte. Nur dem Zettelliteraten („I bin jo ka Trottl!“) ist das viel zu riskant und gefährlich. Er bleibt also diesseits des Tors. Immerhin wisse er nicht, wo man da ankommen würde und ob man überhaupt jemals wieder zurückkommen kann.



Plötzlich ertönt Panzerlärm. Bewaffnete Spezialeinheiten der Post nähern sich der Ausgrabungsstätte. Noch bevor Helmut Langenbucher so recht weiß, was hier passiert, wird er von Postoffizieren gestellt und mit der Waffe bedroht. Diese wollen wissen, was hier vor sich geht. Langenbucher spricht von seiner großen Liebe, der Poesie. Die Uniformierten wissen nicht recht, was sie tun sollen und entschließen sich, Langenbucher ins Knie zu schießen. Doch wie durch ein Wunder verfehlt die Kugel ihr Ziel, verschwindet im Tor und trifft auf der anderen Seite den Helm von Harrison Freigassner.
Der Rest der Gruppe befindet sich in einer herrlichen Almgegend mit klarster Luft. Folglich üben sich die Neuankömmlinge sogleich in der alpenländischen Volksliedgesangskunst.
Wider Erwarten existiert ein Handy-Netz -- und zwar ein italienisches. Alalia ruft Harum Brandstetter im Büro von PLUS tv an um zu erfragen, wo sie sich befinden würden. Doch während des teuren Roaming-Gesprächs hat Fratt eine Eingebung: Südtirol! Sie sind vom Südtiroler Platz aus direkt nach Südtirol gelangt -- das wäre doch logisch!
In einiger Entfernung entdecken sie das in Grüntönen gehaltene Zeltlager einer paramilitärischen Gruppierung. Es handelt sich dabei um eine Nordtiroler Separatistengruppe, die für den Anschluss Nordtirols an Italien kämpft. Immerhin ist Italien mittlerweile das einzige Land, das -- durch die Mafia zusammengehalten -- noch nicht zerfallen ist und sogar ein funktionierendes Sozialsystem und Sicherheit bietet. Sozusagen die neue Schweiz.



Freigassner bekommt einen aggressiven Schub, will sich im Boden vergraben, attackiert dann einige Wachen. Deshalb werden die beiden Archäologen -- sie tragen einen Beziehungsstreit aus -- von den Tirolern in ein Zelt gesperrt, während sich Fratt und Alalia zum Anführer der Separatisten bringen lassen. Die erzkatholischen Tiroler trauen ihren Augen und Ohren nicht, als sie bemerken, dass sich Harrison und Bartholomea nicht wie zwei gesittete Gefangene benehmen, sondern sich hemmungslosem Versöhnungssex hingeben. Das ist den Separatisten zu viel und das Paar wird ebenfalls zum Anführer gebracht.
In der Zwischenzeit wird Helmut Langenbucher von Dienststelle zu Dienststelle weitergereicht.



Mehrere Verhörversuche schlagen fehl. Die Post kann nicht glauben, dass sich diese verdächtige Person nur für seine eigenen Gedichte zu interessieren scheint. Die Post war -- durch einen sprunghaften Anstieg des elektromagnetischen Felds am Südtiroler Platz -- auf das Portal in der archäologischen Ausgrabungsstätte aufmerksam geworden. Da muss mehr dahinter stecken. Sie verfrachten Langenbucher in einen Postpanzer.
In Südtirol werden also alle zum Lagerleiter gebracht. Es handelt es sich um niemand geringeren als den ehemaligen Extrembergsteiger Reingold Messner. Fratt und Alalia versuchen, mit ihm einen verworrenen Deal abzuschließen. Er soll sie heimgehen lassen und im Gegenzug soll er erfahren -- immerhin brauche er doch Nachschub an Waffen -- was es mit dem Dimensionsbacksteintor auf sich hat. Außerdem seien sie von den Wiener Medien und die Separatisten bräuchten doch die Unterstützung Wiens um Tirol militärisch von Wien abspalten zu können. Messner ist verwirrt. Da erwähnt Fratt Messners toten Bruder. Messners Gesicht läuft vor Zorn blutrot an und er droht sich zu vergessen. Da ertönt Panzerlärm und entsetztes Geschrei: „Die Poscht isch do!“
Messner packt Freigassner, doch Freigassner hält ihm eine pazifistische Rede. Bewegt lässt Messner los, doch Freigassner tritt ihm ins Gemächt und flüchtet mit den anderen aus dem Kommandozelt.



Während von der anderen Seite -- also aus der Brixener Richtung – eine Armada italienischer Carabinieri auf das Zeltlager zukommt und die Nordtiroler in Panik in alle Richtungen davonlaufen, versuchen Fratt, Alalia und die beiden Archäologen die Postpanzer aufzuhalten, indem sie sich nackt davor auf den Boden werfen.



Die Panzer bleiben stehen und sie finden den Zettelpoeten im Frachtraum des letzten Panzers, wo er nach wie vor eifrig Pamphlete verfasst: „Nordtirol soll sterben, Südtirol genauso gut; wenn Wüste ist in ganz Tirol, dann fühlen wir uns alle gut!“
Nachdem die Post aus machtpolitisch-hegemonialen Gründen das Portal gesprengt hat, müssen Fratt, Alalia und die anderen mit dem Zug nach Wien zurück fahren -- aber nicht ohne vorher noch in der schönen Bergwelt Südtirols eine Woche Urlaub zu machen. Nur Langenbucher weigert sich, Urlaub zu machen und schreibt Gedichte.



Meta-Kommentar:
Kathi Schwarz und Christian Strasser schwankten zwischen Tatendrang und Resignation, was dem von ihnen verkörperten Archäologenpärchen herrliche Momente (nicht zuletzt den ersten Geschlechtsverkehr in der Campaign-Geschichte) ermöglichte. Karl Ferdinand Kratzl war als Helmut Langenbucher großartig renitent und ließ sich durch keinerlei autoritäre Gesten seitens der Gamemaster einschüchtern. Andy Hallwaxx und Annette Isabella Holzmann hatten diesmal einen sehr guten Riecher für das Rätsel, wenngleich sie dann dennoch alle Erfahrungspunkte aufbrauchen mussten um einige der Zusammenhänge zu erkennen.
Spieltechnisch hat sich der Prozentwürfel bewährt. Nachdem in Episode 3 ein Würfel verloren ging, kauften wir diesmal ein größeres Exemplar. Das Bühnensetting musste für die größere Anzahl an Gästen ein wenig angepasst werden. Außerdem versuchten wir diesmal erfolgreich, mehrere Lichtstimmungen für die einzelnen Szenen (Baugrube, Südtirol, usw.) zu erzeugen.
Alalia Grundschober (Annette Isabella Holzmann) bekam vom Publikum 3 Erfahrungspunkte, Fratt Aigner (Andy Hallwaxx) bekam vom Publikum 4 Erfahrungspunkte.

[Gepostet durch die Bloggerleitzentrale von Plus-TV / 11/04/2006 10:23:00 PM]



Episode 3: Die Erpressung

iPodgorski, der beste Werbekunde von PLUS tv, ist nach dem PR-Debakel am Erzberg abgesprungen. Der Angestellte Günter Fellner gilt als irgendwo in der steirischen Wildnis verschollen. Für Chefredakteur Harum Brandstetter ist Fratt Aigner einfach nicht mehr tragbar. Er hat nun endgültig die Schnauze voll von diesem totalen Nichtsnutz. Er hat die Angelegenheit der Rechtsabteilung übergeben und Fratt wird gefeuert. Doch noch während Fratt lautstark gegen seine Kündigung protestiert („Aber ich hab doch eben erst einen neuen Ferrari geleast ...“) klingelt Harums Telefon und Alalia und Fratt können am Zimmerlautsprecher mitverfolgen, dass Harum erpresst wird: „Organisieren Sie 1.000.000 Euro in nicht markierten Scheinen und kommen Sie in genau 6 Stunden, also um 17:00 MEZ in das ehemalige Szenetreffrestaurant 'Palmenhaus'. Informieren Sie weder Polizei noch Post.“ Sonst, droht der Erpresser, werde PLUS tv um 17:15 Mediengeschichte sein.
Angesichts der prekären Lage wird Fratts Kündigung doch wieder zurückgenommen und Fratt wird damit beauftragt, das Geld aufzutreiben. Er soll doch seinen Ferrari verkaufen. Aber er kann für sein geleastes Auto nur 9000 Euro – das ist nicht einmal 1% des benötigten Gelds – raushandeln.
Harum benötigt eine Waffe und telefoniert mit der hauseigenen Sicherheitszentrale von Siwacht. Diese schicken Mary K. (eigentlich Marianne Kratochvil), eine Mitarbeiterin von Siwacht, die einen bizarren Agententick zu haben scheint. Sie weigert sich, ihre Pistole aus der Hand zu geben („Das ist eine Baretta 25-Automatik!“), wittert einen großen Fall und will selbst mitkommen.



Harum erfährt von einer Mitarbeiterin aus der Buchhaltung, dass laut einer geheimen Information vom ORF – die sie von einem Informanten aufgeschnappt habe – der Basilisk (das ist ein sehr seltenes Tier) aus dem Tiergarten in Schönbrunn verschwunden sei.
Harum erkennt einen möglichen Zusammenhang mit der Erpressung des Senders und beschließt, sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Während Alalia in der Zwischenzeit im Internet nach Informationen über das Palmenhaus, den Basilisken und den Unterschied zu einem Obelisken (sie erhofft sich durch ihre Fleißarbeit eine Gehaltserhöhung) googelt, fährt Harum mit Mary K. und ihrer Pistole zum Zoo.
Trotz eines kleineren Zwischenfalls mit einem Wärter („He, Sie da! - Was fällt Ihnen ein, hier mit einer Waffe rum zu laufen!“) erreichen die Beiden das Basilisken-Sicherheitsgehege, welches wie ein Sarkophag (also wie das MUMOK, nur kleiner) aussieht. An der Tür entdecken sie das Schild: „Interne Probleme / Geschlossen“.
In einem unbeobachteten Moment schleichen sich zwei Zoowärter von hinten heran. Nur dank dem Inhalt von Mary Ks – als Billasackerl getarntem – „Quältascherl“, können sie die beiden Wärter überwältigen. Die Versuche, die Wärter mit Gesang („God save the horaceous queen ...“) abzulenken schlugen nämlich fehl.
Mary K. gibt ihr Bestes, um die armen Wärter durch Aufbohren des Zahnnervs zu foltern, aber es stellt sich bald heraus, dass sie nur für Fische bzw. Affen, aber nicht für den Basilisken zuständig sind.



Harum und Mary K. (sie werden von den mittlerweile panisch flüchtenden Zoobesuchern für verrückte Psychopathen gehalten) schlagen sich zum Bürogebäude durch, wo sie auf den Zoodirektor Helmut Pechlaner (aus politischen Gründen wurde er – obwohl bereits pensioniert – wieder Direktor) stoßen.



Als großer Fan der Tierdokus auf PLUS tv, stört es Pechlaner auch nicht weiter, dass Harums hysterische Ehefrau („Hilfe! Hilfe! - Da draußen sind lauter Wahnsinnige!“) Maria Brandstetter, bei der es sich in Wirklichkeit um Mary K. handelt, mit einer Pistole („Ihre Frau ist aber sonderlich.“) rumläuft. Sie erfahren, dass der Basilisk entführt worden ist und wegen seiner Gefährlichkeit (er kann durch seinen bloßen Anblick Menschen und Tiere in Stein verwandeln) normalerweise Augenklappen trägt. Harum lässt den Polizeibericht mitgehen.
Fratt und Alalia sind per Handy-Multischaltung zugeschaltet und geben Tipps. Alalia äußert dabei Harum gegenüber den Verdacht, dass Mary K. selbst in die Erpressung verwickelt sein könnte.

Vor dem Palmenhaus liegen tote Enten. Bäume wuchern zwischen den Überresten des ehemaligen Glasdachs hervor. Im Inneren herrscht tiefster Dschungel.
Harum ist froh, – auf dem Weg ins Palmenhaus – noch einen Besuch bei seinem Freund, dem Bankdirektor – er hatte leider nur 500.000 Euro im Tresor, aber dank modernster Technologie kann das restliche Geld in einer 20-minütigen Blitzaktion farbkopiert werden – abgestattet zu haben, denn der notorische Lügner Fratt hat es natürlich bei weitem nicht geschafft die Million aufzutreiben.
Bevor Harum, Mary K. und Alalia – die sich in der Zwischenzeit auch schon vor dem Palmenhaus eingefunden hatte – sich in das Dickicht des Palmenhauses begeben, wird Fratt sicherheitshalber – mit ausreichend Geld ausgestattet – zur nahegelegenen Aida-Konditorei geschickt, wo er dann in unkontrollierter Völlerei eine Kardinalsschnitte nach der anderen in sich reinstopft.



Im Palmenhaus erklingt ein merkwürdiges metallisches Geräusch. Es stammt von einer Offset-Druckmaschine inmitten des Dschungels.
Alalia will Fratt anrufen, ist dabei aber sehr laut und droht ihre Position zu verraten. Um sie daran zu hindern will Mary K. Alalia das Handy aus der Hand schießen, trifft sie aber am Oberarm.



Harum bemerkt entsetzt einen alten Greis auf einem geriatrischen Dreibein-Robot-Krankenbett, den er auch persönlich kennt: Es ist Armin Thurnher!
Neben Thurnher steht ein Käfig, in dem der Basilisk mit verhüllten Augen eingesperrt ist. Auf den Käfig ist eine Kamera gerichtet.
Thurnher hält eine hasserfüllt-melancholische Brandrede. Was sei nur aus seinem Leben geworden? Als er jung war, damals in den USA, sei er mit Bronner auszogen, um die Mechanismen zu lernen. Die Mechanismen, mit denen sie den österreichischen Medienmarkt verändern wollten. Eine kritische Stimme wollten sie sein, liberal, frei, angesagt, nachdenklich, vorausschauend und innovativ. Alles ging den Bach runter. Die Mediaprint fusionierte mit der Staatsdruckerei und ist mittlerweile auch für Schulbücher verantwortlich. Profil und Format sind die einzigen Blätter, die noch in Farbe gedruckt werden. Thurnher berichtet, wie groß der liberale Aufschrei war, als sich der bürgerliche Block die ganze Macht im Staate sicherte („Unsere Waffe war die Kolumne! Bilderstrecken unsere Kampfstrategie!“). Doch das Schwert war mächtiger als die Feder. Anfangs hatte der Falter wieder jemanden bloßzustellen. Doch niemand war daran interessiert. Der Falter musste einfach expandieren, denn die Steiermark alleine reichte nicht aus. So wurde der St. Pölten Falter gegründet, doch nach der Nullnummer kam der Krieg und der Waldviertler Gebetskreis, Prölls Todesschwadrone, besorgte den Rest. Auch das Regionalprojekt „Blick um Scheibbs“ scheiterte. Die Steiermarkausgabe wurde von der früheren Styria, jetzt Zurnalski Stajerska gänzlich aufgekauft und am nächsten Tag eingestellt. Das wäre das Ende gewesen. Thurner schildert mit schäumendem Mund, dass der Falter vom City-Magazin übernommen worden war. FATY war geboren. Aber die Welt brauchte scheinbar keine unabhängigen, kritischen Redaktionen mehr. Cross-Media-Lösungen wie PLUS tv hatten die Masse unter ihrer Kontrolle. Nun will Thurnher den elektrisch lügenden Wildwuchs in die Schranken weisen. Die TV- und Internetlösungen sollen vernichtet werden („Im übrigen bin ich der Meinung, gehts olle scheißen.“) Armin lacht dabei Schleim.



Nun ist alles klar. Thurnher ist der Erpresser! Er hat den Basilisken entführt und will diesen dann live auf PLUS tv zeigen (mit Hilfe seiner Mitarbeiterin Doris Knecht, die sich ins senderinterne Netz reingehackt hat), damit all die fernsehverkommenen ZuschauerInnen zu Stein erstarren.
Harum nimmt ihn nicht wirklich ernst (Thurnher: „Ich hab geglaubt, wir haben ein gescheites Verhältnis zwischen Erpresser und Opfer!“) und verschwindet im Dschungel um Alalias Schulter zu verbinden. Es kommt zu einem Handgemenge mit Mary K. Nachdem Armin Thurnher durch einen Fußtritt ins Gesicht außer Gefecht gesetzt und Doris Knechts Hände mit Mary Ks Plüschhandschellen gefesselt werden, wird der Basilisk gefesselt, in Szene gesetzt, mit Alalias Sechschip-Digi-Cam aufgenommen und dann szenisch perfekt aus dem Käfig befreit. Armin Thurnher und Doris Knecht werden nicht gefilmt („Das wäre gegen die Medienethik“). Dann gehen Harum, Mary K., Alalia und der Basilisk zur Aida auf eine Kardinalsschnitte.



Meta-Kommentar:
Wir waren mit Episode 3 sehr zufrieden. Die SpielerInnen und Gäste haben sich auf eine sehr actionreiche Lösung des Rätsels geeinigt. Fast schon hollywoodesk tänzelten sie sich durch das Geschehen. Gerald Votavas initialer Schreikrampf als Harum Brandstetter wird wohl in die Geschichte des Volkstheaters eingehen. Katharina Stemberger war perfekt in ihrer Rolle als verschrägte Billiglohn-Sicherheitsdienst-Angestellte-goes-Agentin. Und Hallwaxx war in seiner Rolle als egoistischer Chauvie, der lieber eine Kardinalschnitte isst, als seiner Kollegin zu helfen, wirklich großartig fies.
Spieltechnisch blieben wir bei den Prozentwürfeln und setzten auch alle 20 Minuten das Glockensignal ein, um die Länge der Spielzeit anzugeben.
Alalia Grundschober (Annette Isabella Holzmann) bekam vom Publikum 4 Erfahrungspunkte, Fratt Aigner (Andy Hallwaxx) bekam vom Publikum 3 Erfahrungspunkte.
Wir hatten uns für Episode 3 eigentlich vorgenommen, manchmal das Publikum in die Handlung einzubinden, diesmal ging es aber so rasant vorwärts, dass wir das Publikumsvorhaben erst in Episode 4 umsetzen werden.
Ach ja: für Episode 4 gibts nicht so viele Freikarten!

[Gepostet durch die Bloggerleitzentrale von Plus-TV / 10/28/2006 01:49:00 PM]



Episode 2: Das Festival

Fratt Aigner hat schon wieder versagt. Harum Brandstetter – der Chef der Bloggerleitzentrale von PLUS tv – glaubt ihm und seiner Kollegin Alalia kein Wort über das „angebliche“ Geheimlabor von Inzersdorfer Bionics („Ihr wart so unwichtig, dass sie euch nicht mal umgebracht haben?“). Und der Live-Stream im U-Bahntunnel ist auch zu nichts zu gebrauchen - hat er doch glatt darauf vergessen den Drachen zu erwähnen.
Harum ist zwar wütend – immerhin hat es bei PLUS tv noch niemand zuvor geschafft, ganze vier Kameras in Schrott zu verwandeln, aber Fratt und Alalia dürfen ihren Job – als quasi Leibeigene – einstweilen behalten. Da sich niemand aus der Redaktion dazu bereit erklären will, freiwillig in die Steiermark zu reisen, um das mysteriöse Verschwinden von 183 Jugendlichen am Erzberg nachzugehen, werden die Beiden auf den Fall angesetzt.
Die Tragödie ereignete sich letzten Sommer beim GussIron-Festival, ein Alternative-Mainstream-Event am steirischen Erzberg. Der Veranstalter – die Agentur iPodgorski – will das Festival auch im nächsten Jahr wieder abhalten. Deshalb liegt ihr auch viel daran, das Rätsel um das spurlose Verschwinden der Jugendlichen zu lösen.



Gemeinsam mit Günter Fellner – er beherrscht die steirische Sprache und im mittleren PR-Management von iPodgorski – begeben sich Fratt und Alalia in Richtung Erzberg. Doch schon an der Grenze zwischen Wien und Niederösterreich haben sie ein Problem: Weder Hr. Fellner noch Fratt haben einen gültigen Reisepass dabei. Nachdem sich der Grenzbeamte der niederösterreichischen Monarchie weder mit Geld noch mit Autogrammkarten bestechen ließ, bekommen sie an einer nahe gelegenen Tankstelle der Alpetrol (ehemals Österreichischer Alpenverein) den rettenden Tipp: Die Schlepper-Chrissi!



Sie wird ihrem guten Ruf gerecht und bringt sie mühelos – im finsteren Laderaum ihres „Hedi“ genannten Kernöltransporters versteckt – nicht nur über die Grenze nach Niederösterreich sondern auch gleich über die steirische Grenze bis zum Erzberg.
Fratt nutzt die Gunst der Stunde und macht ein Interview mit der Schlepper-Chrissi. Dabei erfährt er, dass auch ihre 17-jährige Schwester beim GussIron-Festival war und seither vermisst wird.
Auf einem Feldweg versperrt ihnen eine Gruppe ländlich bekleideter Personen den Weg. Höchstwahrscheinlich EU-geförderte Eigenwehrbauern.



Glücklicherweise scheint die Chrissi eine alte Bekannte von ihnen zu sein, was die Bauern – genauso wie das kollektive „Griaß Einch!“ der Eindringlinge – gleich viel weniger feindselig stimmt. Das Festival mache ihnen zwar den ganzen Boden kaputt, aber mit dem spurlosen Verschwinden der Jugendlichen wollen sie nichts zu tun haben.
Gemeinsam mit den ortskundigen Bauern begeben sie sich zum Abbaugelände.
Chrissi durchbricht mit ihrem Lastkraftwagen den Zaun.



Unter dem Gelände soll sich angeblich ein nicht ganz legaler Sondierungsstollen befinden, wo sich ein tragisches Bergwerksunglück ereignet haben soll. Sie lassen sich den Eingang zum Stollen zeigen. Sie werden vom Schlafgas – was damals aus dem Stollen ausgetreten war – überrascht und schlafen auch ein. Im Traum erscheint der vollkommen verunsicherten Alalia das Erzbergmandl. Das Erzbergmandl scheint in der langen Zeit im Nahbereichsjenseits stark zugenommen zu haben, ist aber freundlich und gibt Alalia den Hinweis, die Bergarbeiterkapelle zu Trofaiach aufzusuchen.



Gemeinsam mit den Wehrbauern fahren sie in Chrissis Truck durch die Nacht und gelangen zur Kapelle, aber es ist nichts Außergewöhnliches zu sehen. Auf der Suche nach einem Geheimgang zerstört Fratt nahezu alle Heiligenstatuen. Auch das Spielen der verstaubten Orgel bewirkt nichts (Fellner: „Hat die Orgel 183 Pfeifen?“). Ratlos versuchen sie das Erzbergmandl erneut herbeizurufen. Es funktioniert. Aber dem Erzbergbergmandl ist nicht mehr zu entlocken als: „Da wird schon wer kommen!“ Also warten sie.
Es wird Mitternacht. Die Tür geht auf und 20 schauderhafte Gestalten marschieren in die Kapelle.



Die untoten sozialistischen Bergarbeiter verlangen ein Interview mit Live-Stream: „Wir haben sie alle umgebracht! Lauter wertkonservative Jugendliche, die auf unseren Gräbern herumgetrampelt sind! Wir haben unser Leben für diesen Sozialstaat gegeben, aber das interessierte die doch nicht! Lauter Trottel! Die hören sogar Sportfreunde Stiller!“



Herr Fellner versucht seine jugendliche Klientel zu verteidigen, sieht aber ein, dass dies wohl nichts bringt. Er wird nie wieder ein Festival veranstalten können, wenn dies an die Öffentlichkeit kommt, bekommt Panik und will seine drei Begleiter umbringen.



Dies misslingt. Fratt und Alalia flüchten sich ins Auto und fahren los. Chrissi kann zwar noch Alalias Arm ergreifen, wird aber daran hängend neben dem Auto mitgeschleift.



Herr Fellner, der vergebens sein letztes Geld für die Wehrbauern ausgebeben hat, damit sie die Flüchtigen aufhalten, sieht keinen anderen Ausweg mehr, als Mesner in der Kapelle zu werden.



Meta-Kommentar:
Wir versuchten diesmal eine Änderung des Bühnensettings (unterschiedliche Tische für SpielerInnen und GamemasterInnen). Weiters wurden auch einige Regelkorrekturen vorgenommen. Es wurden nur mehr Prozentwürfel verwendet und vor dem Würfeln wurde klarer definiert, was eigentlich gewürfelt wird. Wir versuchten dadurch auch dem geschätzten Publikum klarer zu machen, was gewürfelt wird und was der Würfelwurf bewirkt. Außerdem wurde von den Gamemastern alle zwanzig Minuten ein Glockensignal gegeben. Das Rollenspiel durfte insgesamt nicht länger als 4 Einheiten dauern.
Am Beginn des Spiels erhielten Annette Isabella Holzmann und Andy Hallwaxx für Episode 1 jeweils 3 Erfahrungspunkte, die sie unterschiedlich einsetzen konnten (z.B. Würfelwurf wiederholen, Tipp von den Gamemastern erkaufen, etc.)
Zeitlich lagen wir inkl. einleitender Worte und Vorgeschichte bei 1 Stunde 40, also durchaus ok.
Alfred Dorfers Charakter war mit messerscharfen, lakonischen Ein- oder Zweizeilern zur Stelle. Eine gute Opposition zu Andy Hallwaxx "Fratt Aigner", der in seiner Rolle als hyperaktiver, chauvinistischer Reporter doch sehr dominant sein kann. Gerlinde Lang war als praktizierende Rollenspielerin mit praktischen Tipps zur Stelle.
Das Spiel beendeten wir mit einer Round-Up-Runde, in der das Publikum die Erfahrungspunkte für Annette Holzmann (5 Punkte) und Andy Hallwaxx (mit einigen Protesten aus dem Publikum: 4 Punkte).
Für Episode 3 wollen wir ein paar dramaturgische Neuheiten einführen, die Interaktion mit dem Publikum steigern und im Spielerverlauf manchmal ein wenig stärker durchgreifen.

[Gepostet durch die Bloggerleitzentrale von Plus-TV / 10/22/2006 12:58:00 PM]



Episode 1: Der Magistrat

Als Fratt Aigner vor 12 Jahren jung und voller Karrierepläne beim Wiener Fernsehsender PLUS tv als Video-Blogger anfing, dachte er nicht im Traum daran, mit 35 immer noch ein erfolgloser, videobloggender Niemand zu sein. Auch seine Assistentin und Kamerafrau Alalia Grundschober, die ihm erst kürzlich als Mitarbeiterin zur Seite gestellt wurde, konnte nichts daran ändern. Nun stehen sie beide kurz vor dem Rausschmiss, wenn sie nicht bis 18 Uhr eine Top-Story an Land ziehen.
Sie sollen einem mysteriösen Korruptionsfall im „Magistrat für Drachenbekämpfung und -entsorgung“ nachgehen.



Trotz der – seit dem großen Unfall im Praterreaktor nur um 60% gestiegenen – Taxipreise, einer aufgebrachten Klofrau bei McDonalds und diverser anderer Hindernisse, schaffen sie es schließlich doch in das Magistratsgebäude am Schwedenplatz (ehemals Hotel Capricorno) zu gelangen.



Um zu beweisen, dass an den Gerüchten, dass die Fahrgäste in den Wiener U-Bahnen durch aggressive Drachen in Gefahr schweben nichts dran sei („Das, was man an Kot findet, stammt von Elephanten ...“), erklärt sich die zuständige Magistratsbeamtin Hermine Lotz sofort zu einem Ausflug in den Wiener Untergrund bereit.



Sie besteigen (trotz Fratts Protest gegen die Hundertwasser-Fernwärmeanlage) die Linie U4 Richtung Spittelau. Außer dem deutschen Touristen Herbert Krampler befindet sich ansonsten niemand im Waggon.



Plötzlich hören sie ein Grollen und einen dumpfen Knall. Der Zug entgleist.



Es riecht nach Schwefeldämpfen. Sie realisieren: Ein Drache!
Feuer spuckend und fauchend kommt er immer näher.

Fratt wagt einen Live-Stream, der aber inhaltlich verworren wirkt.



Alle Versuche, das Ungeheuer aufzuhalten oder zu töten schlagen fehl. Frau Lotz versucht mit dem Drachen zu kommunizieren, spricht aber den falschen Dialekt.



Auf der Flucht tritt Fratt in einen Eimer Kot und sie treffen auf einen Schweizer Biologen und Reptilienkotforscher, der ihnen aber nicht helfen will.



Sie können sich in letzter Minute in einen Seitengang des U-Bahn-Tunnels retten. Der Drache bringt durch sein Körpergewicht den Seitengang zum Einsturz. Durch den Schutt graben sie sich in einen Raum. In diesem befindet sich eine Tür – deren zahlencodegesichtertes Schloß zu knacken, war für Alalia eine Leichtigkeit – gelangten sie in die vermeintliche Freiheit. Doch es stellte sich bald heraus, dass es sich nicht um den erhofften Eissalon am Schwedenplatz handelte, sondern um ein streng geheimes Labor von „Inzersdorfer Bionics“ in der 32. Kelleretage des AKH.
Was sie dort sehen, ist ein Förderband, das Babys zu einem Bottich transportiert, in dem diese – eines nach dem anderen – getunkt werden und anschließend wieder auf einem Förderband durch ein Loch in der Wand verschwinden. Peruanische Klein-Mumien aus dem 16. Jh., die wieder zum Leben erweckt wurden? – vermutet Hr. Krampler.
Nachdem sie immer noch keinen Weg nach draußen gefunden haben, versucht Frau Lotz durch das Loch, in dem die Babys verschwinden, in die Freiheit zu gelangen. Die restlichen Drei wollen ihr folgen, aber sie verhängen sich am Förderband. Frau Lotz wird erfasst, in die Subtanz geworfen und abtransportiert.
Sie beschließen deshalb auf das sicher gleich herbeieilende Wachpersonal zu warten.



Fratt und Alalia schaffen es im Gegensatz zum deutschen Touristen noch rechtzeitig, in die zufällig herumliegenden Laborschutzanzüge zu schlüpfen, outen sich blöderweise aber als Reporter von PLUS tv. Der deutsche Tourist wird unter Protest gewaltsam weggebracht. Wird er für einen Spion gehalten? Was wird mit ihm geschehen?
Weil es sich um ein Geheimlabor der Inzersdorfer Bionics, wo Politiker- und Industriellenkinder zur Immunsystemstärkung in Drachenblut getränkt werden, handelt, müssen sie ihre Kamera und sämtliches Bildmaterial an das Wachpersonal übergeben und werden nach oben gebracht und freigelassen. Es würde ihnen sowieso nemand glauben.
Am nächsten Tag soll in den Nachrichten von einem deutschen Touristen, der von einem Fiaker überfahren worden war und einer blutverschmierten, jungen Frau, die behauptet Frau Lotz zu sein, berichtet werden.



Meta-Kommentar:
Die erste Episode war definitiv ein großes Experiment. Wir wussten nicht genau, wie sich das Spiel auf der Theaterbühne entwickeln würde, waren aber mit dem Verlauf großteils zufrieden. Das größte Problem war das Stehenbleiben der Uhr der Gamemaster, deswegen verloren diese die Zeit aus den Augen. Das Spiel war sicherlich eine halbe Stunde zu lange. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden müde, verloren gegen Ende auch das zu lösende Rätsel aus den Augen und taumelten schicksalsgebeutelt umher. Erfahrene Rollenspieler konnten nur bestätigt, dass dieses Phänomen aber ein Rollenspiel-Klassiker ist. In Episode 2 werden wir durch die Einführung einiger neuer Regeln auf diese Erfahrungswerte reagieren. Als Ersatz für die Uhr planen wir externe Zeitsignale. Außerdem wird über eine kleine Änderung des Bühnensettings nachgedacht.

[Gepostet durch die Bloggerleitzentrale von Plus-TV / 10/14/2006 06:10:00 PM]



Unsere Stadt

1. Mai 2003: Unfall im Praterreaktor. Es kommt zu einer Massenpanik. Tausende Verstrahlungsopfer sind zu beklagen, darunter nahezu die gesamte sozialdemokratische Wiener Stadtregierung. Eine Schutzzone um den Prater wird eingerichtet. Staatstrauer. Die Republik wankt.

1. September 2003: Vorgezogene Nationalrats- und Landtagswahlen. Schwarze Absolute auf Bundesebene. Schwarz-blaue Koalition in Wien. Bald darauf zerbricht Blau an der Abspaltung des Allianzbündnis „Die Erfreulichen“. Schwarze Alleinregierung in Wien.

Wien ist nun auf den wirtschaftlichen Boom in Bratislava angewiesen. Der CAT wird ausgebaut um eine High-Speed-Verbindung in den Osten gewährleisten zu können. Da die Personenströme an der Region vorbeigeleitet werden kommt es zu Kaufkaftschwund und Verslummung Ostniederösterreichs. Die Vororte Bratislavas dehnen sich bis nach Schwechat aus. Doch die Slowakei zerbricht nach heftigen militärischen Grenzkonflikten mit Ungarn in Slowakania und Ost-Tatranien (Hauptstadt: Tatranska Lomnica).

Streitigkeiten um den Status von Ostniederösterreich. Nach dem Pröll-Aufstand erklärt sich Niederösterreich autark. Auch das Niederösterreich-Haus im ersten Bezirk wird zur exterritorialen Zone erklärt. Das Waldviertel führt eine eigene Währung ein. Die Lage eskaliert. Ein Vierviertel-Bürgerkrieg bricht aus. Scheibbs wird ausgelöscht.

Durch die Abtrennung vom Marchfeld gerät Wien in einen Versorgungsengpass.

Kurze Zeit später spaltet sich Süd-Karinthien ab. Tausende Touristen sitzen fest.

Die Regierung von Restösterreich ist zunehmend handlungsunfähig. Die EU sieht einen fundamentalen Vertragsbruch und fordert den unbegrenzten Warenverkehr. Die Telekom Austria wird entliberalisiert und unter dem Titel „Post“ in eine bewaffnete Einheit verwandelt, die ab sofort Briefe und Pakete transportiert.

Die Umweltbedingungen ändern sich (Prater-Effekt, globale Erwärmung und Verschlickung).

Aber das Leben geht weiter.

Und die Menschen wollen informiert sein.

PLUS TV

Erfahrene Medienprofis und junge Kreative produzieren ein perfekt auf Wien zugeschnittenes, völlig einzigartiges Programm. Der Stadtsender bietet einen Mix aus urbaner Information und unabhängigem Entertainment für eine junge, offene, mobile Zielgruppe. Neben den über Kabel und terrestrisch ausgestrahlten Shows verfügt PLUS TV aber auch über eine Vielzahl an Videoblogging-Hosts, die direkt vor Ort berichten. Die Seherinnen und Seher von PLUS TV sind immer und überall mitten im Geschehen und versäumen garantiert nichts, was ihre Stadt wirklich bewegt.

PLUS TV hatte exklusive Bilder von der Krumpendorfer Rotwanderung, vom Tatra-Outbreak, vom 3:2 gegen Süd-Karinthien, von der Kernschmelze im Praterreaktor, bis zur Befreiung von Lotte Dampasch.

Leider war keine der Stories von Fratt Aigner.

Das Arbeiten in der Medienbranche zählt zu den spannendsten Tätigkeitsbereichen, die ein Berufsleben bieten kann. Deswegen entschloss sich der damals 23-jährige Fratt Aigner aus seinem Publizistik-Studium auszudroppen und dem PLUS TV-Team beizutreten. Seitdem ist Fratt als Videoblogger für das Blogging-Service CAMPAIGNER zuständig. Bei seinem Eintritt wollte er echte Herausforderung, flexible Arbeitszeiten und aktive Mitgestaltung. Sein Ziel war maximale Inbounds und eine 4er-Reputation. Sprich: Fratts Ziel war der schnelle Aufstieg in die Liga der PLUS-TV-Kabel-Und-Terrestrisch-Moderatoren. Mittlerweile ist Fratt 35 und er videobloggt noch immer. Sein Harnsäurewert ist weit über Durchschnitt, seine page visits liegen hinter Hermi Klackers 90er-Retro-Ecke und aus der Email-Verteilerliste für Kino-Pressevorführung ist er vorgestern rausgefolgen. Wie soll das weitergehen? Fratt braucht endlich einen medialen Scoop!

Nun, vor einigen Wochen wurde ihm die 26-jährige Kamerafrau und Doppel-Jackerin Alalia Grundschober als mobile Aufnahmeleiterin zur Seite gestellt. Sie studierte Informationsdesign in Graz und hat einen Drei-Achter Linux. Alalia ist hochmotiviert, ihre sozialen Defizite sind kontrollierbar und sie arbeitet zu Praktikumsbezügen.

Fratt Aigner wird in die Bloggerleitzentrale des Senders gebeten. Sein Vorgesetzter Harum Brandstetter hat einen Auftrag für ihn...

[Gepostet durch die Bloggerleitzentrale von Plus-TV / 10/12/2006 04:32:00 PM]