Wer
spricht schon gerne über Film?
Mal ehrlich, wie viele Stunden bist du schon am Telefon gehangen und
hast dich über Film unterhalten? Vielleicht ist die Lust am Reden über Film ja eine Überkompensation der defizitären Herkunft. Weil der Film anfänglich nicht sprechen konnte, ignorieren wir im kommunikativen Austausch seinen visuellen und rest-auditiven (Soundtrack und so) Schwerpunkt und quasseln was das Zeug hält, wenn wir über ihn sprechen. Die Interaktion ... Das macht vielleicht Frontalfilmvorträge so sedativ, weil wir ins reine Konsumieren zurückgezwungen werden - nur ohne Popcorn und so. Deshalb werden wir gemeinsam rumquasseln statt vortragen. Und was ist die Königsklasse des Kaderlassens? Das filmische Telefonleitungs-Liebesgeflüster, das von Gedanke zu Gedanke springt. Gestützt vom derben Viagra des Kaderlassen: Standleitung + IMDB. Hilft garantiert jedem stockenden Filmgespräch auf die Sprünge. Damit lässt sich einer Frage wie dieser auf den Grund gehen: Warum ist Arnold Schwarzenegger als Roboter zum Gouverneur geworden und warum hat Rutger Hauer mit viel besseren Ausgangswerten sich nie aus seiner Position des ästhetischen Frondienst befreien können? Über Film zu reden ... Wozu Filme drehen, wenn man darüber reden kann. Wozu ins Kino gehen, wenn man darüber reden kann. Es ist ein wenig der Ersatz eines Ersatzstoffes durch einen Ersatzstoff. Wie wenn man künstliches Sägemehl verwenden würde, um die Geschmacksträger ins Joghurt zu bekommen. Und es nimmt der Medienkritik ein wenig die Schärfe. Statt nur passiv ein scheinbares Abbild des Lebens zu konsumieren, motiviert man sich zum aktiven Sprechen über ein passives Produkt. Diese und ähnliche Dinge werden wir, als meine Wenigkeit und Hannes Auinger eingrenzen und ausführen.
PS: Hannes Auinger ist
Autor und Vortragender zu Film und TV: research & creation. Forschungsschwerpunkte:
Phänomene der Massen(medialen)kultur; kultur/politisch motivierte
Inhaltstransformationen im massenmedialen PPS: Johannes Grenzfurthner ist Autor und Künstler. Gründungsmitglied der KünstlerInnengruppe monochrom. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Medien und Kunst. TIMETABLE Kaderlassen (1): 11.
Februar 2004 im monochrom-Raum/MQ. Beginn 20:30. Startthema:
Rutger Hauer / Arnold Schwarzenegger |