Die Magnetismus
Street Party 2002.
Eine Lösch-Parade,
eine Fete für das Verblichene, für das Vergilbte! Für die
viele kleinen Nullen, die in schlechten Cyberpunk-B-Movies hinter roten
Androidenaugen tanzen! Eine Party zur kulturellen Gedächtnisverlustsherbeifeierung.
Das alte Schreckgespenst der Informationsgesellschaft soll endlich mal
ordentlich abthematisiert werden. Ein magnetischer Akt der Entschlackung.
FreundInnen
mitbringen. Und Daten. Den Rest erledigen wir.
Eisenfeilspäne
und Getränke sind vorhanden solange der Vorrat reicht.
Die MCs könnens
kaum erwarten.
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Respect!
Respect! Oersted!
Elektromagnetische
Datenträger unterliegen den Einflüssen der Zeit. So akkumulieren
sich Fehler, verursacht durch
a) mechanische
Einflüsse,
b) chemische
Einflüsse,
c) thermische
Einflüsse,
d) Einflüsse
durch externe Magnetfelder.
Die Datenträger
altern, und die darauf gespeicherte Information wird in Mitleidenschaft
gezogen. Die Bits können nicht mehr gelesen werden, oder sie werden
verändert, und die Information geht verloren.
Die richtige
Handhabung und Aufbewahrung ist eine Grundvoraussetzung für eine lange
Haltbarkeit der Datenträger. Die unsachgemäße Handhabung
kann zu Kratzern und damit zu einer mechanischen Beschädigung der
Datenträger führen. Die Datenträger müssen vor Staub
und anderen Verschmutzungen geschützt werden. Deshalb sollten auch
Fingerabdrücke auf den Speichermedien vermieden werden. Die wichtigsten
chemischen Vorgänge sind in diesem Zusammenhang die Korrosion und
die Hydrolyse. Große Temperaturen verursachen eine Ausdehnung des
Datenträgers. Durch Laufinstabilitäten können sich deshalb
beim Lesen Fehler ergeben. Zudem begünstigen hohe Temperaturen die
oben erwähnten chemischen Prozesse. Im Falle der magnetischen Speicherung
können sehr hohe Temperaturen (ab 250° C) die Daten direkt löschen.
Desgleichen kann passieren, wenn die Datenträger Magnetfeldern ausgesetzt
sind.
Perfekt.
Die Magnetismus
Street Party 2002 ...
... findet
am 13. Juli 2002 von 14 Uhr bis 18 Uhr statt, Mariahilferstraße/Ecke
Rahlgasse.
Unter dem Motto
"Zeroize it! Hardcore gaussing!" löscht dir das bekannt freundliche
Team der Neigungsgruppe monochrom
zu zeitgemäßen Alternative-Mainstream Techno- und Houserhythmen
mittels mehrerer starker Neodymmagneten und nicht so starker Stabmagneten
deine Datenträger. Her mit VHS-Bänder, Tonbandkassetten, Bankomatkarten,
Festplatten, Disketten und/oder Jazz/Zip/Syquest-Datenspeicher!
Die Vernichtung
von Magnetspeichermedien ist eine Form von Destruktion, die getrost als
unspektakulär bezeichnet werden kann. Egal. Sie hat schon ihre Richtigkeit.
Unsere Gesellschaft
sammelt und sammelt und sammelt. Die Festplatten sind voll.
Aber die bürgerlich-humanistische
Kritik an der "Informationssintflut", an diesem Maelstrom, der das gedruckte
Wort anzugreifen scheint, kann uns kräftig den Buckel runterbaudrillarden.
Dieses Gejammere, das das Netz als Bedrohung der Hochkultur ansieht, ist
uns genauso fremd wie Adorno das Whiskas. Unser "Jugend in Wien"-taugliches
Projekt ist eher ein Versuch, aktiv mit einem Aspekt der Informationsgesellschaft
umzugehen, der von unserer Erkenntnismaschinerie beinahe gänzlich
ignoriert wird.
"Wir wollen
ihm ein Image anhängen, ein positiveres Image als das Pathogene. Wir
weigern uns, nur den Teil des Lebens für erfahrbar zu halten, der
formulierbar, erklärbar und instrumentalisierbar ist. Wir weigern
uns, das Vergessen als den Appendix des Erinnerns hinzunehmen," wie
das Herwig Turk einst sagte. Lasst uns dies auf unsere Magnete schreiben!
Heute können
digitale Daten nicht über einen Zeitraum von mehr als einem Jahrzehnt
derart archiviert werden, dass ihre Lesbarkeit garantiert bleibt. Dies
liegt hauptsächlich an der raschen Entwicklung von Hard- und Software
und der damit verbundenen raschen Veraltung der Systeme. Aber auch die
physische Lebensdauer der Datenträger reduziert die Haltbarkeit von
digitalen Datenbeständen und schränkt sie bei den heute gängigen
Techniken auf nur wenige Jahrzehnte ein. 60% der Mondlandung haben informationstechnisch
gar nicht stattgefunden. Die Magnetbänder aus den 60er- und frühen
70er-Jahren sind bereits jetzt großteils defekt und können nicht
mehr gelesen werden. Hier sind auch Daten betroffen, die noch nicht ausgewertet
sind. Gut so.
Delete is just
another word for nothing left to lose.
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