Von Frank Apunkt Schneider
Der Messner und der Teufel.
Eine österliche Geschichte zur Hebung der allgemeinen Moral
Ein
Herr ungewissen Alters, wir wissen von ihm nur, daß er das Amt eines
Meßners zu Sankt Paul im südöstlichen Teil der Stadt versah,
verließ seine Wohnung, um sich selbst – denn er hatte sonst ja keinen
auf der Welt und es war Karsamstag – einen Schokoladenhasen zu kaufen,
und fand nicht wieder zurück. Die Straßen Häuser Plätze
kamen so sonderbar fremd und verwandelt ihm vor, daß er sich in ihrem
Gewirr nicht mehr zurecht finden wollte.
Noch
seltsamer als die Verwirrung, in die der ihm vertraute Bezirk geraten war,
waren die Menschen um ihn her. Sie schienen verwandelt. In Engel? Nein!
Jedoch auf dem Rücken befiedert. Vögel? Waren es Vögel?
Sie kreischten und erhoben sich in die Lüfte und flatterten davon.
Da war der Meßner ganz alleine. Viele Stunden wanderte er umher,
doch nirgends traf er einen an. Ausgestorben verlassen erstarrt lag die
Stadt unter der gläsernen Frühlingssonne.
Endlich gelangte er an einen weitläufigen Platz, der ihm von fern bekannt vorkam. Dort kauerte wie zum Brüten ein adipöser Barockbau. Fremde, längst blaß gewordene Fahnen knatterten daran. Doch was bedeuteten sie? Der Meßner konnte sich nicht erinnern. Vom wuchtigen Eingangsportal floß eine Freitreppe herab, über und übersät mit einem Schwarm toter Tauben. Da der Meßner ratlos war und müde vom vielen und sinnlosen Laufen, ließ er sich nieder. Namlose Angst und nagender Hunger sangen in seinem schwanken Magen schwindsüchtige Duette. Er nahm also den Schokoladenhasen, riß das Stanniol herunter und wollte essen. Die Schokolade war, obwohl am Vormittag erst gekauft, zu hartem Lehm geworden. Er spuckte den trocknen, torfigen Brei aus und sieheda, wo dieser hinfiel, brach sogleich eine Art pechschwarzes, verkohltes Gesträuch aus dem mit Kopfsteinpflaster gedeckten Boden, von dem ein bräunlicher Sud herunterrann. Der Meßner wollte seinen Augen nicht trauen, ahnte aber, daß das wohl vergebens war und ließ es allso bleiben. Er trat vor einen der Sträucher hin und befühlte ihn zaghaft. Sofort verwandelte sich dieser in eine Lache perlender Säure. Der Mann zuckte zurück. Die Lache aber sprach: „Was tust Du noch in dieser Welt? Hat man Dich vergessen?“ „Ja“, sagte der Meßner, „mich hat man wohl vergessen!“ „Nun denn, das ist nicht zu ändern. So bleib‘ eben hier. Siehst Du dort, das Ding aus Stein? (und bei diesen Worten erglühte das Gebäude, in dem der Meßner nun schwach das ehemalige Gemeindehaus erkannte, in phosphoreszierendem Blau) Es soll Deine weitere Behausung sein. Geh‘ hinein, geh’ nur gleich hinein! Es steht zu Deiner freien Verfügung. Richte Dich ein, wie es Dir gefällt. Aber merke Dir eines: Störe unsere Kreise nicht!“; so zischte die Pfütze giftig und versickerte pfeifend und stöhnend im Grund. Der Meßner glaubte nun Klarheit darüber erlangt zu haben, daß nichts anderes als ein Traum ihm dies alles eingeben konnte und tat, gespannt wie es weiterginge, was man ihm angewiesen war. Dabei achtete er darauf, jedes Detail der Ereignisse im Gedächtnis zu behalten, um es nach dem Erwachen desto besser deuten zu können. Eben erst hatte er ein damals vieldiskutiertes Buch des bekannten Anthroposophen Rudolf Pallatsch über die „geheime Sprache der Träume“ gelesen (Was uns die Träume sagen wollen. Kartäuser Verlag. Eisenfeld 1965. 256 Seiten. 16, 65.), und er glaubte, wenn er nur gründlich und sorgfältig eines beim anderen behielte, müßte dies ihm sicher Aufschluß über die Beschaffenheit seiner Seele verschaffen. So erwartungsvoll gestimmt betrat der Meßner das Gebäude, in dem, merkwürdig, alle Schränken und Laden offenstanden und ein seltsamer Luftzug umherstrich – so notierte er sich’s im Geiste. Papier lag verstreut in den Zimmern und den Fluren. „In großer Eile scheinen die Menschen dieses Gebäude verlassen zu haben.“, dachte der Meßner, „Das ist interessant. Die Akten, die ich überall finde, die halb ausgefüllten Formulare – das alles deutet darauf hin, daß, wie schon die äußere Fassade annehmen ließ, die an das Rathaus meines Ortes erinnerte, es sich hierbei um ein Amt handeln muß. Ein Amt! Das kann manches heißen!“ Der Meßner bezog eine Kammer im oberen Stockwerk. Dort saß zusammengesunken in seinem Stuhl der Bürgermeister. Tot; scheinbar war er kurz vor dem Exodus einem Infarkt erlegen und deshalb nicht mit den anderen an jenen fernen und paradiesischen Ort gelangt... Welcher „Exodus“ und welcher „ferne und paradiesische Ort“? Die vor ihm aufgeschlagene Stadtchronik sprach in ihrem letzten, schon mit ersterbend-zittriger Hand und verröchelnder Feder hingeworfenen Satz davon, daß im Rahmen eines nicht näher bezeichneten Exodus alle Menschen an diesen fernen und paradiesischen Ort gegangen waren. Nur einen alten Meßner hätten sie zurückgelassen. So jedenfalls lautete die letzte Eintragung, die sich der Bürgermeister notiert hatte, kurz bevor er dem Abebben seines Herzens erlag. Der Meßner wußte sich nichts mit dem Corpus des Bürgermeisters anzufangen, auf dem jedoch (wie er anderntags feststellte) ein Flaum schmackhafter Pilze wuchs, anstatt daß er verweste! – so daß er ihn behielt, denn diese waren in den folgenden Tagen und Wochen seine einzige Nahrung. So verstrich die Zeit. Einmal begann sich der Meßner zu wundern, wie lang ihm doch sein Traum vorkam und wie minutiös er ablief. Zwar hatte er schon bald versucht, sich durch Kneifen und Schläge zu versichern, ob er wirklich träume. Sofort hatte er den Schmerz davon ganz real gefühlt. Wie konnte das sein? Dies erklärte er sich zunächst wie folgt: „Da ich ja annehmen muß, daß ich träume, so kann auch diese Prüfung und ihr negativer Ausgang erträumt sein. Was beweist mir schon der Schmerz? Hat man nicht oft gehört, daß ein Träumender träumte, in ein Loch zu treten, worauf ihm der Schreck hierüber ganz real in die Glieder fuhr?“ Ein ander Mal befürchtete er, gar nicht zu schlafen, sondern sich in einer Art komatösen Zustand zu befinden, etwa in Folge eines Unfalls, da dieser Traum ja nicht enden wollte. Dann dachte er gar nicht mehr daran, und der Alltag hielt Einzug in seine Tage, bei denen sich nichts weiter ereignete, als daß langsam und allmählich sich der Rathausvorplatz mit einem immer dichter sich verschlingenden Geflecht aus den schwarzen, triefenden Sträuchern immer undurchdringlicher und immer unübersehbarer überzog und die Luft sich dazu mit einem nicht zu verortenden Dröhnen und tuschelnden Zischen immer mehr und mehr erfüllte, das wohl von dem Gewächs herrühren mußte. Auch schienen schattenhafte Bewegungen ihr Gewirr zu durchlaufen. Sonst geschah nichts und war nichts zu sehen; nur leere leblose Häuser, in deren Fenster manchmal Feuer aufschlugen, bis dann dasselbe Haus auf seine Grundmauern herabgebrannt war. Der Meßner begann die Stadtchronik lesen, um sich zu beschäftigen. Als er einmal eine Seite zurückblättern mußte, bemerkte er, daß alles schon Gelesene verschwunden war. Die Seiten waren leer, weiß, unberührt. Schließlich nach Ablauf von 40 Tagen war es, daß der Sonntag gekommen war, an dem man das Pfingstfest begeht. Der Meßner, der, um nicht gänzlich die Zeit zu verlieren, sich einen Kalender angefertigt hatte, schmückte das Amtszimmer des toten Bürgermeisters ein wenig festlicher, denn er war als Meßner der katholischen Kirche freilich ein gottestreuer Mann. Er blickte dann in den pfingstblauen Himmel, in dem seit langem schon kein Vöglein mehr gesungen; so leer war es in ihm, wie auf der kalten, gestorbenen Erde. Als er sich umwand, um sich sein Festtagsmahl vom Bürgermeister zu pflücken, fuhr ihm ein dumpfer Schreck in alle Glieder. Auf der Kante von dessen Schreibtisch hockte mit übergeschlagenem Bein eine schwarzbepelzte Gestalt und naschte ein wenig von dem Pilzbewuchs. Ein Geweih aus verschlungen gewundenem Horn von der Länge vieler Meter stand ihm vor dem Schädel. Der Meßner erkannte ihn sofort: das Tier, der Vater aller Sünde, der Leibhaftige. Dieser aber schien müde und nicht gewillt, einen großen und beeindruckenden Auftritt zu bieten. Das Höllenfeuer seiner Augen, daß all die vielen Darstellungen all der vielen Jahrtausende stolz hervorgehoben hatten, war fast erloschen und etwas beinahe Menschenähnliches an dessen Stelle gerückt. „Keine Angst, bleib' ganz ruhig, Johannes (denn so hieß der Meßner). Ich tu‘ Dir ja nichts. Du hast mich schon recht erkannt: ich bin es selbst, der Herr der Unterwelt! Aber was ist von ihr übrig geblieben ?! Die Hölle, mein einstmals herrliches, flammendes Reich ist zu Stein erkaltet. Alle meine angehäuften Seelen, meine Teufel und Unterteufel und all das Gelichter, über das ich einst geboten habe; weg, fort, ausgeflogen. Auch der da oben (und er hackte den Kopf schief in die Luft in Richtung der Decke und des darüber sich spannenden Himmelsbaus) ist gestorben. Einfach gestorben, man kann es kaum glauben. Der Allmächtige, ahaha! Das war’s dann mit seiner „Ewigkeit“. Genau wie die Menschen, die sich der alte Pfau geschaffen hat, damit seine Herrlichkeit und Größe widerstrahlt aus jeder ihrer nutzlosen Bewegungen und Begebnisse. Du bist der letzte Mensch, so wie ich die letzte Wesenheit aus der anderen Welt bin, ganz alleine übrig gelassen von der großen Katastrophe. Und wegen Deiner letzten Seele mich noch zu verrenken, wäre wohl müßig. Wem sollte ich sie denn auch abjagen? Drum „Fürchte Dich nicht!“, wie es in der alten Schwarte so schön heißt.“ „Aber, wenn Gott tot ist, gestorben“, entgegnete der Meßner, „wie kann dann die Welt noch sein?“ „Eine sehr intelligente theologische Frage, mein Freund!“, erwiderte der Satan spöttisch, „Aber: Sie ist ja gar nicht mehr. Nicht mehr jedenfalls die, die Du kanntest. Der Lehmklumpen, auf dem Du und ich ganz alleine sind, rast nun durch einen anderen Distrikt unter anderer Oberhoheit. Fremde Götter sind gekommen aus den unerforschlichen Tiefen des Alls. Tiefen, die selbst mir und dem Gott, aus dessen schwülstiger Phantasie ich gekrochen bin, nicht zugänglich sind. Sie sind gekommen und haben ihn getötet, den Himmel entvölkert, die Hölle versteint. Auch die Menschen sind alle davon, ich weiß nicht wohin. Ich bin Höllenfürst im Exil, sozusagen. Und Du, der versiegende Same Adams – Du mußt den Jargon verzeihen. Warum das so ist, ich weiß es nicht! Wahrscheinlich ist es Teil eines Planes der fremden Götter, den ich nicht verstehe. Oder wir sind Museumsstücke, die sie sich, ich weiß nicht warum, vielleicht bloß zum Zeitvertreib, bewahren. Es ist auch mir, dem ehemals zweitgrößten Wesen im bekannten Universum undurchschaulich, welche Vorsehung uns für welchen Zweck aufbewahrt. Ihre metaphysische Technologie war der unseren weit überlegen. Sie trafen auf keinen nennenswerten Widerstand. Gott wurde gewissermaßen pulverisiert, er war nicht vorbereitet. Er wollte ja nie auf seine englischen Berater hören, die ihn warnten vor einem Angriff fremder außerirdischer Götter. Außer ihm könne es nichts Göttliches geben, das restliche All habe er als leer und stumm erschaffen, als bloß erhabene Kulisse für seine eitle Menschenposse. Wir haben ihm das natürlich nie geglaubt, seine Macht ist – das heißt: war – zwar unvorstellbar groß, doch trotzdem eben nicht unendlich. Und es ging das Gerücht, daß er nicht das ganze All geschaffen habe, sondern selbst nur von diesem geschaffen wurde und dann nur die umliegenden Bezirke mit Leben und all der kosmischen Mechanik erfüllt hat. So sagte man damals hinter vorgehaltener Hand, als ich noch da oben wohnte, aber offiziell, naja, Du weißt ja vielleicht wie das an absolutistischen Höfen so zugeht, haha. Die fremden Götter haben jedenfalls ihre eigenen Geschöpfe mitgebracht, um die annektierte Erde zu bevölkern. Da draußen kannst Du sie sehen, nicht die Sträucher, sondern, tief unter der Erde. Naja, Du kannst ja nicht durch die Erdkruste schauen. Aber sie sind da. Und das Gestrüpp da draußen ist, glaub ich, so etwas wie ihre Sprache. Frag mich nicht, wie sie funktioniert, ich versteh‘ es selber nicht. Klar, habe ich erstmal versucht, sie zu versuchen, um mich ein wenig nützlich zu machen in der neuen Weltordnung. Aber, naja, es bekam mir schlecht, denn sie griffen nach mir und rissen mir Teile meiner Behornung heraus, worauf ich zum ersten Mal in meiner äonenalten Existenz das spüren durfte, was mich ja mal mit den Menschlein aufs innigste verband: den Schmerz, jene Außenmauer des Paradiesgärtleins, wie Gott, der alte Schwätzer, er habe sich selber selig, immer so schön sagte. So kann ich auch nichts weiter tun, als zu warten, bis sich zeigt, was man mit uns vorhat. Deshalb kam ich hierher, zu Dir, denn ich hielt es in meiner leeren, kalten, steingewordenen Höllengrube, die dieses funkelnde Wort ja gar nicht mehr verdient, sondern nur noch ein glanzloses Loch ist, nicht mehr aus.“ Da blieb der Teufel bei dem Meßner und leistete ihm Gesellschaft und war ein guter Kamerad. Zäh verfloß die Zeit, in der nichts weiter geschah, was erhellt hätte, worin nun die Absicht der fremden Götter mit dem Teufel und dem Meßner bestand. Bloß Dinge auf dem Platz, die zu beschreiben, die menschliche Sprachen nicht hinreicht. Nach Ablauf von Jahresfrist war es, daß wieder der vor-österliche Freitag gekommen war. Der Satan schwebte langhingestreckt unter der Zimmerdecke wie in die Luft gefläzt. Seinen von den Hornknorpeln schweren Schädel hielt er auf die flache Hand gestützt und spielte nachdenklich mit seinem viehischen Schwanz, der in einer dreieckigen Quaste auslief und summte ätzend vor sich hin. Gedankenverloren wechselte er dabei in einem fort Farbe und Gestalt. Der Meßner überlegte, ob er ein Gebet sprechen sollte, da ja Karfreitag war, aber ach, wozu? Er blickte den Satan an: „Kannst Du jede Gestalt annehmen, die Du willst?“, fragte er. „Sicher! Soll ich es Dir beweisen?“ Schon stellte er einen grotesken Christus vor, der in Gekreuzigten-Pose in der Luft hing, jedoch mit dem ellenlangen Glied eines Wasserbüffels, auf dem Tröpfchen aus schwarzem Sperma glitzerten; aus seinem After brach Wasser. „Oh Verzeihung!“, sagte da der Satan, als er sah, daß sich der Meßner entsetzte, „Die Macht der Gewohnheit, Du mußt verstehen. Ich werde etwas angenehmeres geben...“
„Na,
fast perfekt, nicht war?“, sagte der Teufel, der nun unvermittelt so
dicht vor dem Meßner stand, daß dieser das schwere Gemisch
aus Schwefel und Ambra, das dieser ausdünstete, fast trinken konnte,
„Bis auf ein kleines Detail, daß ich noch nie so richtig hingekriegt
habe, selbst als ich noch in Übung war“; dabei wies er auf die
leere Stelle zwischen seinen Schenkeln. „Aber“, setzte er hinzu,
„allen Komfort, den Du dort erwarten magst, hält Dir mein Arschloch
bereit, das sämtliche Funktionen der Weiberfut integriert hat, zusätzlich
zu denen des Afters gleich welchen Alters oder Geschlechts.“ Er kehrte
ihm in gebückter Haltung den Rücken zu, spreitete sein Gesäß
und reckte ihm seine funkelnde Rosette hin. Da wußte sich der Meßner
kein Halten mehr...
Schweren
Schädels schlug er die Augen auf. Er fand sich in seinem Bett, in
seinem Zimmer, zuhause. Eine freundliche Frühlingssonne sickerte durch
die noch geschlossene Jalousie. Was für ein komischer Traum!?! Und
wie war es möglich, daß dieser ihm wie ein ganzes Jahr hatte
vorkommen sollen?
So stand er noch benommen auf, um sich im Badezimmer den Schlaf aus den Augen zu wischen, der ihm heute zäher denn je erscheinen wollte, und jenen seltsamen Geschmack fortzugurgeln, von dem ihm der Mund wie pelzig war. Jedoch fand er es verschlossen. Drinnen hörte er Geräusche, als nähme jemand eine Dusche und sänge dazu mit fürchterlicher, abgrundtiefer Stimme. Ihm wurde angst und er wollte ein Gebet sprechen. Allein, statt der Worte rieselte ihm bloß trockener Staub aus dem Mund. Da tat die Türe sich auf und da stand der Leibhaftige selber, noch halb in Gestalt der volkstümlichen Sängerin. Er trug den Bademantel des Meßners und föhnte neckisch sein Horn. „Ich habe mir Deinen Bademantel geliehen, Schatz!“, säuselte er und stieß darauf eine höllische Lache von sich, die sich an den Zimmerwänden brach, von diesen zurückrollte und bald ein unfaßbares Gedröhn wurde und den Meßner schier zerfetzen wollte. Er fiel zu Boden und hielt sich die Ohren zu. Als wieder Stille eingekehrt war und er die Augen hob, stand da der Teufel in seiner alten Teufelsgestalt, der Bademantel lag vor ihm auf dem Boden. Der Frotteestoff war angekokelt. Nachdem der Satan sich beruhigt hatte, sprach er in fast kumpelhaftem Tonfall: „Deine Verdammnis hast Du Dir gleich doppelt erwirkt, Du Idiot. Einmal, in dem Du als guter katholischer Christenmensch meine kleine Farce geglaubt hast von den Wesenheiten, die höher sein als Dein selbstgerechter Gott, Du dummer, dummer Christ. Und: Du hast Dich des Verkehrs mit dem Sukkubus schuldig gemacht. Du hast, ohne das ich Dich über meine Art täuschen mußte, also ganz aus freien Stücken, Dich in den Abyss meiner Afterfotze versenkt. Du mußt die Ausdrucksweise verzeihen, aber ich brauche das. Jedenfalls: Deine Seele gehört damit mir und Du kannst sie durch nichts zurückgewinnen. Viel Spaß damit, solange Du noch kannst. Ich werde Dich auf dem Sterbebett erwarten, um sie an mich zu nehmen!“ Lachend verschwand der Teufel im Boden und hinterließ nichts weiter als ein schwefelhaltiges Wölkchen. Der Meßner rief beim Kaplan an und meldete sich für den anstehenden Ostergottesdienst krank. Den päpstlichen Ostergruß sah er sich im Fernsehen an, doch wurde ihm speiübel davon. Wenig darauf quittierte er sein Meßneramt und lebte in der zwar wiederhergestellten, aber seltsam dumpf, farblos und geschmacklos gewordenen Welt dahin, seinem gewissen Ende entgegen, bis eines Tages...aber das ist eine andere Geschichte. |