| 
 
 
 Eine Kooperation 
        von Bureau für Philosophie, Café Critique und 
        monochrom  
 Guy Debord 
        und die Situationistische Internationale erfahren in den letzten Jahren 
        auch im deutschsprachigen Raum vermehrte Aufmerksamkeit. In der Regel 
        ging diese verstärkte Rezeption mit einer Reduzierung der Anliegen 
        Debords und anderer Situationisten auf kunst-, kultur- oder auch medientheoretische 
        Fragestellungen einher. Je größer die Begeisterung und das 
        Interesse für die kunst- und kulturkritischen Schriften Debords wurde, 
        desto weniger Beachtung fand die Gesellschaftskritik, die Debords Kunst- 
        und Kulturkritik zugrunde liegt.  
 Programm 
 Freitag, 4. 2. 2005 19.00 Die Situationistische Internationale zu würdigen heißt ihren Zeitkern zu retten. In den 1950er Jahren bewegte sie sich in "einer vom Krieg zerstörten Landschaft, den eine Gesellschaft gegen sich und ihre eigenen Möglichkeiten führt" nicht als Avantgarde, sondern als "enfants perdues", als versprengter Haufen, welcher mit der Aufhebung der Kunst meinte die "Nordwestpassage" der proletarischen Revolution gefunden zu haben. Dabei fanden sie die Stellungen der alten Arbeiterbewegung im sozialen Krieg verlassen vor. Jede revolutionäre Perspektive schien im Spektakel der Blockkonfrontation verstellt, die Niederlagen des revolutionären Anlaufs nach dem Ersten Weltkrieg bis in die 1930er Jahre schienen zementiert, besonders auf jenem Drittel des Globus, wo sie von den nachholenden Modernisierungsregimen unter roter Fahne in einen Sieg umgelogen worden waren. Die Herrschaft der Bilder des Bestehenden, sein Monolog über die in der spektakulären Warenproduktion zum Zuschauen verdammten ProduzentInnen dieses Verhältnisses, schien für die Ewigkeit bestimmt zu sein. Ausgerüstet 
        mit von den historischen (Kunst-)Avantgarden entwendeten Techniken, mit 
        Marx und Freud sowie der tiefen Verachtung gegenüber jeglicher Duldsamkeit, 
        legte die SI den Warenfetischismus als die Wurzel des Spektakels frei 
        und eröffnete unverzüglich den feindlichen Dialog mit der alten 
        Welt, wohl wissend, dass bereits in der Praxis der  Was im wilden 
        Generalstreik im Mai/Juni 1968 in Frankreich und später in Italien 
        für kurze Zeit aufgeschienen war, die Infragestellung aller Aspekte 
        kapitalistischer Vergesellschaftung, erscheint heute kaum noch als Traum 
        - geschweige denn, dass die Gegenwart TrägerInnen für ihn abzugeben 
        schiene. Es kann kein zurück geben zur SI, sie muss ihre gründlichen 
        KritikerInnen finden. Gewürdigt werden kann sie überhaupt  
 Samstag, 5. 2. 2005 14.30 Ein erster 
        Teil wird einen Überblick darüber bieten, wie Dadaistinnen, 
        Surrealistinnen, PataphysikerInnen und SituationistInnen sich als Avantgarden 
        verstanden - und wie sie danach trachteten die vorangegangenen Vorbilder 
        als inadäquat abzulösen. In einem zweiten Teil wird die hoffnungslose 
        Lage der Intellektuellen des 20. Jahrhunderts aufgezeichnet. Zwar konnten 
        sich diese zwischen Verfolgung und Kulturindustrie einige Nischen schaffen, 
        wo sie als Exzentriker und Dandys einige Aufmerksamkeit auf sich lenkten. 
        Doch sollte dies nichts an den Katastrophen, die sich rundum zutrugen, 
        ändern. Und um diese Katastrophe zu verhindern waren schlussendlich 
        die Intellektuellen und  
 16.00 Die nunmehr 
        historische Kritik der künstlerischen Avantgardebewegungen Dada und 
        Surrealismus am autonomen Kunstwerk und dessen Werkcharakter hat diese 
        Kategorien verfestigt, Kunst besteht als getrennte Sphäre weiter. 
        Jedoch hat der gescheiterte Angriff den institutionalisierten Charakter 
        der Kunst und ihre daraus resultierende (relative) Folgenlosigkeit in 
        der bürgerlichen Gesellschaft zumindest sichtbar gemacht. Seither 
        wird alle Bemühung um Aufhebung der Kunst selbst zur künstlerischen 
        Veranstaltung, die unabhängig von den Absichten ihrer Produzenten 
        Werkcharakter (und Warenförmigkeit) annimmt oder in Popularisierung 
        und kulturindustrielle Konfektionierung umschlägt. Angesichts dieser 
        falschen Aufhebung scheint Adornos Verteidigung des  In einer 
        Gesellschaft der Sphärentrennung kann weder die Kunst noch eine politische 
        Avantgardegruppe als separate existieren, wenn sie ihrem Anspruch auf 
        Aufhebung der Trennung gerecht werden möchte. Gleichzeitig ist die 
        Trennung Bedingung der Kritik (als eines äußeren Standpunktes) 
        und Garant der unmöglichen Veränderung. So ist auch Guy  
 17.30 Debord hat 
        mit seinem Versuch, die Marxsche Kritik des Fetischismus und an ihr orientierte 
        Gesellschaftskritik aufzugreifen und zu einer zeitgemäßen Kritik 
        fetischistischer, sich spektakulär darstellender Warenherrschaft 
        zu verdichten, neben der Kritischen Theorie die  Sein erkenntniskritisches 
        Diktum, dass "die Wahrheit dieser Gesellschaft nichts anderes ist 
        als die Negation dieser Gesellschaft" ist in seiner Allgemeinheit 
        ebenso richtig wie es nach dem Nationalsozialismus, der barbarischen Negation 
        der bürgerlichen Gesellschaft, durch eben diese Allgemeinheit falsch 
        wird. Die Situationistische Internationale teilte mit der von ihr so scharf 
        kritisierten Linken die Ignoranz gegenüber dem kapitalentsprungenen 
         
 19.00 Ohne 
        große Gefahr, uns zu irren, können wir behaupten, dass der 
        Student in Frankreich nach dem Polizisten und dem Priester das am weitesten 
        verachtete Wesen ist. Mit diesen wenig versöhnlichen Worten 
        begann die Broschüre Über das Elend im Studentenmilieu, 
        welche die Situationistische Internationale in Zusammenarbeit mit einigen 
         35 Jahre 
        später erschüttert eine Streikbewegung den Bereich der kulturellen 
        Produktion in Frankreich. Dieser Streik reflektiert die reale Proletarisierung 
        der in der Kulturindustrie Beschäftigten. Doch was die Situationisten 
        1966 für den Studenten feststellten, gilt  
 20.30 
 Zu den Vortragenden: Bernd Beier ist Redakteur der Berliner Wochenzeitung "Jungle World" (www.jungle-world.com). Er hatte die Gelegenheit, die Bewegung der Kulturprekären in Paris bis Juli 2003 aus nächster Nähe zu beobachten. Stephan Grigat promoviert in Berlin, ist Lehrbeauftragter am Wiener Institut für Politikwissenschaft, arbeitet als freier Autor in Tel Aviv und ist Mitglied bei Café Critique (www.cafecritique.priv.at) Herausgeber von "Transformation des Postnazismus. Der deutsch-österreichische Weg zum demokratischen Faschismus" (2003) und Koautor von "Amerika. Der War on Terror und der Aufstand der Alten Welt" (2003) sowie "Spiel ohne Grenzen. Zu- und Gegenstand der Antiglobalisierungsbewegung" (2004). 2005 erscheint im ca ira-Verlag (www.isf-freiburg.org) der von ihm herausgegebene Sammelband "Feindaufklärung und Reeducation. Kritische Theorie gegen Postnazismus und Islamismus". Eiko Grimberg ist Künstler und lebt in Berlin; zuletzt veröffentlicht: "When Germans clap, it's like we boough" (2003). monochrom ist eine Kunst- und Theorieneigungsgruppe mit Hang zum Kontext-Hacking. monochrom ist eine uneigenartige Mischung aus proto-ästhetischer Randarbeit, Popattitüde, Subcultural Science und politischem Aktivismus. monochrom ist Herausgeberin des gleichnamigen Fachdruckwerks und volontiert immer wieder in den unterschiedlichsten Realitäten. Vor allem das Sammeln, Gruppieren, Registrieren und Befragen (Befreien?) von alltagskulturellen Vernarbungen ist monochrom Passion und quasi-ontologischer Auftrag. monochrom ist: Johannes Grenzfurthner, Evelyn Fürlinger, Frank Apunkt Schneider, Franky Ablinger, Harald Homolka-List, Daniel Fabry, Günther Friesinger. (www.monochrom.at) Negator widmet sich seit Mitte der 90er Jahre im Freien Radio (www.querfunk.de) unter dem Label Quergelesen revolutionärer Desillusionierung. Unter wechselnden Namen und unter anderem in der Zeitschrift "karoshi" entstanden über mehrere Jahre Vorarbeiten zu einer möglichen aktualisierenden Brauchbarmachung situationistischer Kritik. Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft 2004 lancierte das AutorInnenkollektiv Biene Baumeister Zwi Negator in der Reihe theorie.org im Schmetterling Verlag mit "Situationistische Revolutionstheorie. Eine Aneignung" über die Buchform hinaus einen Vorschlag zur kollektiven Aneignung revolutionärer Kritik und Überwindung spektakulärer Langeweile. Alexander Schürmann-Emanuely ist Aktivist des Republikanischen Clubs in Wien und der Ligue Internationale contre le Racisme et lAntisémitisme sowie Redakteur der Zeitschrift "Context XXI"(www.contextxxi.at). Koautor von "Encyclopedia of Antisemitism, Anti-Jewish Prejudice and Persecution" (2005); "Kulturlichter" (2004) und "Psychotrauma - Die Posttraumatische Belastungsstörung" (2003). 
 |