- von den Regisseuren des Glücks

im fundernovum in St. Veit/Glan - Glandorf, Klagenfurter Str. 87- 89.

am Samstag, 31. März 2001, ab 20 Uhr

"Die Welt ist alles, wo man sich wohlfühlt," hat der beliebte österreichische Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein geschrieben. Zumindest hat er es so gemeint - bzw. hätte er es so geschrieben, wenn er inniger mit Kärnten vertraut gewesen wäre.

Die auf bedingungslosen Kult hin designte Veranstaltung WOHLFÜHLWELT (am 31. März ab 20 Uhr im fundernovum in St. Veit/Glan - Glandorf) setzt alles daran, uns die Poesie des Fremdenverkehrs hautnah erleben zu lassen.

Es geht um die überschwängliche Rhetorik, mit der österreichische Tourismuswerbung (nicht nur, aber vor allem in Kärnten) soziale und geografische Räume bewirbt und sie dabei zugleich im Wege einer Verwandlung hervorbringt: Einschlägige Begriffe wie "Märchenalm", "Aromagrotte", "Landidyll", "Sehnsuchtswelt", "Kraftplätze", aber auch "Wohlfühlpauschale" oder "Spielkameradengarantie" - das sind nicht nur bizarre Wortneuschöpfungen, die an Stilblüten, Drogenlyrik und romantischen Seelentaumel erinnern. Diese (auch im folgenden wörtlich zitierten) Formulierungen schaffen auch vollendete Tatsachen: das Faktum einer ebenso symbolischen wie sinnlich erlebbaren Welt in vollendeter Harmonie mit der Befindlichkeit und Kaufkraft ihrer Zielgruppen.

Ist ein Hotel noch ein Gebäude bzw. ein Beherbungsunternehmen, wenn es als "Wellness- Hotel", "Harmony-Hotel", "Romantik-Hotel", "Landidyll-Hotel" oder "Hotel des Glücks" beschworen wird? Geht es noch um etwas so Banales wie Freizeitgestaltung, wenn "Ferien mit allen Sinnen" gemacht werden?

Ist das bloße Kartenspielen gemeint, wenn von der "Kunst des Schnapsens" die Rede ist? Oder grenzt es an einen Akt der Welterschaffung, wenn ein Fremdenverkehrs(bundes)land zur "Oase des Wohlbefindens" wird und "das heimliche Österreich" uns "wie eine andere Welt" erscheint, die zugleich "deine eigene Welt" ist? Die zwischen New-Age-Euphorie und antimodernistischer Regression lavierende Fremdenverkehrspoesie, die Heimat und Fremde ineinander verkehrt, verknüpft spirituelle Offenbarungsmystik mit dem Urvertrauen in die konsumierenden Sinne. Es scheint um elementare Dinge zu gehen - um ein "Eintauchen", eine "Entdeckungsreise", "unterwegs zu sich selbst", durch "eine Landschaft, die die Seele mit den Archetypen des Menschseins verbindet und uns auf unbekannte Weise ankommen lässt."

 

Jedenfalls ist die WOHLFÜHLWELT nicht einfach ein Ort, wo man untätig herumhängt, bis man sich erholt hat; vielmehr sind wir dort existenziell gefordert, aufgerufen zum ekstatischen Mensch- und In-der-Welt-Sein. Verordnungen wie "Spüren Sie die Magie der Landschaft!", "Genießen Sie mit allen Sinnen!" oder "Tun Sie es einfach!" lassen daran keinen Zweifel. In diesem Sinn geht es bei WOHLFÜHLWELT darum, es einfach zu tun. Im demütigen Bewusstsein, dass sich das Projekt der touristischen Neuschöpfung von Welt, Sinn und Menschlichkeit kaum übertreffen oder satirisch überhöhen lässt, macht sich WOHLFÜHLWELT einen Spaß daraus, die Fremdenverkehrspoesie einem Realitätstauglichkeitstest zu unterziehen, sie auseinanderzunehmen und falsch wieder zusammenzubauen.

WOHLFÜHLWELT macht gastfreundliche Demagogie zum Kunsterlebnis, das sich anfühlt wie Verarschung und Entertainment - mit den Mitteln von Architektur und Installation, Comedy und Performance, Varieté und Dancefloor, im Geist des produktiven Missverständnisses, des Understatement, der gebrochenen Immersion und der handgreiflichen Parodie.

In die WOHLFÜHLWELT (und damit ganz zu uns selbst) gelangen wir durch das "Panorama des Staunens", das dem Jahrhunderte alten carinthischen Brauch des GTI-Fahrens gewidmet ist; dort können wir auf 72 Autoreifen sitzen, den Gummigeruch mit allen Sinnen in uns aufnehmen, den Sound und Speed von GTI auf Video genießen - oder weitergehen auf unserer Entdeckungsreise, ins "Glückszimmer": Sandstrand und Landschaftspanorama machen Verweilen zum Ereignis, Gucklöcher gewähren Einblicke in unser persönliches Ich. Manche von uns wird es weiter ziehen, in die "Herberge der Träume", wo uns ein majestätischer (150cm hoher) PingPong-Tisch erwartet, mit Anleitungen zum Tischtennisspielen aus beliebten Spielfilmen, eingehüllt in eine urige Speckwolke und ausgestattet mit 50 PingPong-Schlägern, auf denen der traditionelle Kärntner Wahlspruch "Speck und Sport" ans gemeinsame Kulturerbe erinnert.

Was in unserer Hektomatik-Welt oft gedankenlos "Bühne" genannt wird, ist in der WOHLFÜHLWELT die "Erlebnisoase": ein Podest, in den (wahrnehmungspsychologisch ganzheitlich temperierten) Kärntner Landesfarben, auf dem anerkannte Animatoren und Unterhaltungskünstler uns mit ihren Possen entspannen: Satirische Darbietungen der Kulturvereine "monochrom" und "maschek" (etwa das lichtbildunterstützte Heimatgedicht "Unser schönes Kärnten") lassen uns endlich wieder Mensch sein. Darüber hinaus werden die weit über die Bundeshauptstadt hinaus beliebten Disk-Jockeys Drehli Robnik und Super Tronic uns mit deftigen Moderationen seelisch ankommen lassen und einen musikalischen Schmankerlmarkt auftischen, der den Dancefloor in einen Kraftplatz verwandelt.

Abgerundet wird die Sinfonie des Wohlbefindens in der "Sehnsuchtswelt", wo wir uns an der Bar einem reichen Sortiment von "Mir tut es wohl"-Getränken mit Vollrauschgarantie hingeben oder an fünf Diaprojektoren Old-School-Memory spielen können. Um uns schließlich in jeder Facette den "Alltag als Event" empfinden zu lassen, werden die Klosettanlagen mit einer Sound-Installation bespielt, die zum "Eintauchen" einladet.

 

 

Die Regisseure des Glücks

maschek

Was maschek tun, ist nur insofern Videokunst, Kabarett oder

Politsatire, als man das zum Glück nicht merkt. Sie tun es live oder auf Video, in Diskussionsrunden oder durch Nachvertonung von Bildmaterial aus dem staatlichen Privatfernsehen und aus dem Foto-Archiv der Flohmärkte und Altwarentandler. Drei Tugenden halten die maschek-Welt zusammen: Bildungsanspruch, Hang zur Fälschung ohne Trennschärfe zum Ernstgemeinten, Hassliebe zum Österreichischen.

Besuchen Sie doch einfach die Spassfraktion der Found-Footage-Avantgarde bzw. den Bildungsflügel der Retro-Kultur

unter www.maschek.org.

 

monochrom

der verein (seit kurzem religion) zur foerderung der selektiven rezeptionsforschung im sinne futurologischer belange im kern aus johannes grenzfurthner, evelyn fuerlinger, harald homolka list, franz ablinger, frank apunkt schneider. als hansdampf in allen codes, wo rein gar nichts einer anderen programmatik folgt als der anhäufung von interessanz, stimuliert monochrom die organe breitflächig und nahezu aggressiv - scheißt einen foermlich zu mit selektion. jeder person ist es überlassen was sie in ihrer freizeit tut.

we are mötley diskurs and you are not. auch kulturschaffende sind menschen mit gefühlen. und obwohl wir wissen, dass wir nur staub sind, stehen wir total auf amusement.erscheinen sie zahlreich, wenn möglich manisch

(und schon vorher unter www.monochrom.at)

 

Drehli Robnik

geboren 1967 in Wien-Erdberg. Unsympathischer Wiener, sprechender

Disk-Jockey, Musikveranstalter (Soft Egg Café Vienna/Flex; 1997-2000,

Hot Lotion/B72, zusammen mit Peter Hörmanseder, seit 2000);

Entertainer mit selbstauferlegtem Bildungsauftrag, zeitweiliger Fernsehmoderator (Wiener Privatsender TiV 1998/99), ehemaliger Rock- und Popsänger (Die Guten 1995-2000, RevoxRevue 1998-2000);

Filmkritiker bei der Wiener Stadtzeitung Falter; Film- und Kulturwissenschaftler; diverse Publikationen zur Theorie und Geschichte des Genrekinos. Lehrbeauftragter am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft und am Institut für Geschichte der Uni Wien. Lebt seit jeher in Wien-Erdberg.

drehli

 

DJ Super Tronic

Das hochenergetische Ein-Mann-Dienstleistungsunternehmen Super Tronic

agiert als Schallplattenunterhalter im genuinen Sinne. Dem kollektiven, gerne auch bis zur ekstatischen Ausgelassenheit reichenden Wohlbefinden verpflichtet, kennt er weder Hemmungen noch falsche Scheu. Der gute Vibe ist sein Auftrag, die dafür verwendeten

musikalischen Mittel sind manigfaltig. Denn Groove ist ja bekanntlich eine Angelegenheit des

Herzens, und Häuser sind da, um gerockt zu werden.

 

Architektur:

magnetpnp

magnetpnp steht für project network partnership.

magnetpnp arbeitet an einem neuen Netzwerk- und Designbegriff.

magnetpnp wurde 1999 von den Architekten Antje Lehn und Carsten Leonhardi gegründet.

magnetpnp ist design research unit (!Heimarbeit, seit 1999 work in progress),

magnetpnp ist Ausstellungsgestalter (Only Human, Crafts Council London mit Ushida Findlay, 1999)

magnetpnp bietet Architekturentwurf und Diskurs (Vinyl Video für G. Sengmüller, New York u.a., 2000)

 

Organisation:

Herwig Turk

mitverantwortlich für Transformator-Computer und Videokunstfestival St.Veit/Glan 1991; diverse Projekte von HILUS zwischen 1992 und 1996 unter anderem: Unitn - Mediaspace, Projektraum WUK/Wien 1993; vergessen© Projekt in Wien, NewYork, Brno, Basel, Berlin, St.Veit/Glan 1996-99;

 

Patrick Papesch, Albert Kraschl, Lisa Szadai.

Organisation von vergessen© Konzert, St. Veit/Glan 1998; Youth against Nix Los, St. Veit/Glan 2000; Youth against Nix Los II, St. Veit/Glan 2001.

 

Wir wollen die Reizschwelle nicht noch höher setzen, sondern Sie mit "kleinen", ganz individuellen und persönlichen Glücksmomenten überraschen.

Wir bieten dieses All-Inclusive-Angebot inklusive Spielkameradengarantie nur am 31.März 2001 ab 20.00 Uhr zum "Ich will"-Preis.

Wir sind glücklich, wenn Sie zufrieden sind.

Wir sind aber erst zufrieden, wenn Sie begeistert sind.

infos unter 0699 14610747 oder unter turk at monochrom.at