WIR HABEN ES GETAN/WIR WERDEN ES TUN
Evaluationsseminar einer neuen Bewegung
Mit musikalischer Unterstützung von „Saxbass“ (Homolka List/Christina Nemec)

Wien (OTS) – Vor dem eigentlichen Start der Veranstaltungsreihe „Wiener Faktionismus“ lädt die Gruppe 'monochom’ am Samstag, den 6. 9., zur Präevaluierung in den monochrom-Raum im Museumsquartier.
Es gibt viel zu besprechen.

Am Samstag, den 6. September 2003, um 20 Uhr im monochrom-Raum im MQ.

  EIGNBLUNZN
Ein bescheidener Vorgang?

Wien (OTS) – Zum Auftakt ihrer Veranstaltungsserie „Wiener Faktionismus“ wird die Gruppe 'monochrom’ am Mittwoch, den 10. 9., die EIGNBLUNZN präsentieren: In einem nachempfundenen Heurigen wird einigen Personen Blut abgenommen, vom Wirt zu Blutwurst verarbeitet, von den Spendern gekauft und dann selbst verspeist werden.

Fragen: Liegt hier eine genderkritische Auseinandersetzung mit dem Härtegestus des historischen Wiener Aktionismus vor? Waren dessen ProtagonistInnen nur insoweit Helden wider die bürgerliche Konvention, wie sie diese, indem sie sie männlich-martialisch exorzierten, letztlich restituierten, ja überboten? Oder spiegelt die EIGNBLUNZN den Übergang von der Disziplinargesellschaft zur Kontrollgesellschaft sowie der jeweiligen Kritik daran? Sollte der gegenwärtige kontrollgesellschaftliche Machtzugriff (im Gegensatz zur disziplinargesellschaftlichen, mit Ausbruchsgesten wirksam symbolisch zu bekämpfenden Repression) schon so ins Kapillare, in den Blutkreislauf vorgedrungen sein, dass kaum mehr bleibt, als den zunehmenden Selbstausbeutungsnormalitätsdruck auf das Individuum als Faktum auszuweisen? Geht es um eine Allegorie auf den Vampirismus des Kapitals (Karl Marx) unter den Bedingungen globalisierter Provinzialität ('global bluten, lokal fressen’)? Oder soll da einfach nur die sprichwörtliche Phobie der österreichischen Avantgarde vor der einheimischen Volkskultur in ein ambivalentes Dialogverhältnis transformiert, der Wiener Aktionismus gleichsam 'nach Wien geholt’ werden? Gibt es an dem Vorgang schließlich überhaupt etwas zu deuten?

Weitere Informationen zum kulturhistorischen Hintergrund der EIGNBLUNZN bietet ein Essay von Thomas Ballhausen, den wir Ihnen gern per Email übersenden. Ein Interview mit 'monochrom’ können Sie am 7. September 2003 um 21 Uhr auf FM4/Im Sumpf hören.

EIGNBLUNZN: Am Mittwoch, den 10. September 2003, um 20 Uhr im Museumsquartier (Hof 7, Eingang über AZW-Stiege, im Heurigenvorraum für Raum 513).

Rückfragen unter: eignblunzn ät monochrom.at

  DENKEN SIE IMMER DARAN MICH ZU VERGESSEN
In memoriam Timm Ulrichs

Wien (OTS) – Als zweiten Teil ihrer Serie „Wiener Faktionismus“ wird die Gruppe 'monochrom’ am Freitag, den 12. 9., den ALL AUSTRIAN TIMM ULRICHS PLAGIARIZE GUINNESS BOOK OF RECORDS ENTRY ATTEMPT begehen. Anlass für diese erste Totalhommage an einen Künstler ist der 60. Geburtstag des in Saarbrücken geborenen 'Columbus heutiger Ideenkunst’ (P. Hulten).
In einer Art kunsthistorischem Zirkeltraining werden einige Personen aus dem monochrom-Umfeld versuchen, in möglichst kurzer Zeit eine möglichst große Anzahl klassischer Ulrichs-Arbeiten nachzuempfinden. Über die ästhetische bzw. sportliche Zertifikation der so entstehenden Werke für das Guinness Book werden eine Aktionskunstsachverständige bzw. ein Leichtathletikfachmann wachen. Die Spannweite der zu emulierenden Kunst reicht von elementaren Konstellationen wie „Linker Scheitel – Rechter Scheitel“ (1969/71; s. „Totalkunst“, Werkkatalog 13a-b) bis zu komplexen Assemblagen wie „Geschmückt mit fremden Federn oder Wie vom Seidenlaubenvogel“ (1978/80; s. „Totalkunst“, Werkkatalog 179a-d).

Fragen: Liegt hier eine authentismuskritische Auseinandersetzung mit Ulrichs’ forciertem Pioniergestus vor? Waren dessen Werke nur in ihrer Innovativitätsbehauptung innovativ, während die Materialseite gerade im Maße ihrer Neuheit objektiv verblassen musste? Oder spiegelt der Rekordversuch den Übergang von der Disziplinargesellschaft zur Kontrollgesellschaft? Sollte deren Machtzugriff das Zentrum emergenter Kreation schon derart eng ummanteln, dass der kunstinhärente Kopismus des 20. Jahrhunderts im 21. einem kunstheteronomen Kontrollkopismus weicht? Geht es um eine Allegorie auf die Kunst-PR unter den Bedingungen globalisierter Provinzialität? Oder soll da nur die sprichwörtliche Phobie der österreichischen Jungkunst vor der deutschen Ideenleitkultur in ein ambivalentes Dialogverhältnis transformiert werden? Gibt es an dem Vorgang schließlich überhaupt etwas zu deuten?

Am Freitag, den 12. 9. 2003, um 17 Uhr im MQ (Hof 4).

Fragen unter: ulrichs at monochrom punkt at.

  FOR HOW MUCH LONGER WILL WE TOLERATE ZEITGENÖSSISCHE MUSIK IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND (1950-1980) FOLGE 1-10?
Eine RezipientInnen-Ausstellung

Wien (OTS) – „Wo alle nur noch reden, sagt nur der noch etwas, der nur zuhört.“ (L. Wittgenstein) Als dritten und letzten Teil der Serie „Wiener Faktionismus“ wird die Gruppe 'monochrom’ am Samstag, den 13. 9., ab 10 Uhr vormittags im Hof 4 des MQ eine ca. 26-stündige Rezeptionsperformance durchführen. Grundlage sind zehn die Musikentwicklung in der BRD dokumentierende 3fach-LPs aus dem Nachlass eines hessischen Rundfunk-Redakteurs. Die noch verschweißten, bislang ungehörten Tonträger werden in korrekter Reihenfolge ihren Hüllen entnommen, auf einem Abtastsystem abgespielt und ohne artikulierte Rückmeldung aufmerksam angehört. Erklingen werden Werke von C. Orff, K.H. Stockhausen, B.A. Zimmermann, W. Fortner, D. Müller-Siemens u.v.a. Um teilnehmende Beobachtung und Verproviantierung der Hör-AthletInnen wird gebeten.

Fragen: Was liegt hier vor? Hypertrophierte Bildungsbürgersehnsucht, ein Nostalgie-Zoo autonomieästhetischer Rezeption, ein Zen-Workshop, eine geschichtliche Rettung im Sinne Walter Benjamins oder ein Suizidversuch durch Neue Musik? Oder spiegelt der Zuhör-Marathon am Ende den Übergang von der Disziplinargesellschaft zur Kontrollgesellschaft? Sollte der kontrollgesellschaftliche Machtzugriff inzwischen schon so tief in den Akt der Produktion selbst eingedrungen sein, dass rezeptives Schweigen mehr dröhnt als der kollektive Schrei-Chor selbstmitleidiger Selbstausbeutungsdiagnosen? Geht es um eine Allegorie auf die exponentielle Zunahme von von niemandem mehr rezipierten Kulturprodukten ('cultural spam’)? Soll der sprichwörtliche Elfenbeinstatus zeitgenössischer Musik aufs Korn genommen werden? Oder wird hier einfach nur das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden?

Samstag, 13. 9. 2003, 10 Uhr bis Sonntag, 14. 9. 2003, 12 Uhr im MQ (Hof 4).

Fragen unter: listeningnothearing