<<<hinein<<<   Der Mensch hinter der Maschine   >>>hinaus>>>


Eigentlich wollte ich ja gerade einen Traktat über den richtigen Gebrauch des Apostrophs im Deutschen verfassen. Aber dann wurde ich mit der 38. Auflage des Österreichischen Wörterbuchs konfrontiert und bis ins Mark erschüttert. Apostrophen mögen ja wichtig sein. Aber keine Sau kümmert sich um das Trema!

36. Auflage37. Auflage38. Auflage

Etwas ist mir an der 38. Auflage gleich positiv aufgefallen: endlich findet sich das Wort "leiwand" in der korrekten Schreibung. In allen vorangegangenen Auflagen mußte man allein mit der Schreibweise "leinwand" vorlieb nehmen. Wie schändlich.

Aber als ich dann die befriedigende Ausführung der zweitwichtigsten Sache in einem Österreichischen Wörterbuch überprüfen wollte, fand ich das alles gar nicht mehr so leiwand.

Blankes Entsetzen stand auf meinem Gesicht geschrieben, als ich erkennen mußte, daß das Kapitel über das Trema ersatzlos gestrichen wurde. Bei der Diskussion um den Kindafazara Groër wurde ich des öfteren Zeuge der fulminant falschen Aussprache dieses Namens als "Gröer": eine völlige Sinnumkehrung dessen, was uns das Trema suggerieren möchte. Damals sagte ich mir noch: "Leider wird das an unseren Schulen nicht mehr gelehrt - aber wer Interesse daran hat, wird seinen Wissensdurst eigenständig mit Hilfe des Österreichischen Wörterbuch stillen, das wir alle im Rahmen unserer Schulpflicht erhalten".

Bis zur 37. Auflage konnte ich mein Gewissen noch auf diese Weise beruhigen. Aber mit der 38. Auflage wird nun jede Erinnerung an das Trema aus dem Gedächtnis unserer Nation ausgelöscht. Hier kann ich nicht mehr tatenlos zusehen - hier muß ich das Wort ergreifen und für Aufklärung sorgen. Damit das Wissen um das Trema nicht ausstirbt, gebe ich nun verbatim den Text der 36. Auflage wieder. Weitere Schritte gegen den Trema-Verlust behalte ich mir vor.

DAS TREMA
ist ein heute nur noch selten gebrauchtes Zeichen beim Zusammentreffen zweier Vokale. Es besteht aus zwei Punkten über dem e oder dem i (z.B. Aï, aë, ëu), die anzeigen, daß die Vokale getrennt zu sprechen sind: (früher) Aëroplan, Aïda, Alëten, Triëder.

Die 37. Auflage ergänzt diese Erläuterung noch um den Zusatz: "Heute noch in manchen Eigennamen, z.B. Citroën, Groër, Zaïre."

Danach kommt die "38. Auflage des Verderbens" und der Rest ist Schweigen...