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Kråke Mikunda im Interview mit dem TATblatt!

Das als unnachgiebig und strikt bekannte Wiener Untergrundmagazin "TATblatt" hat den Vorsitzenden Mikunda Anfang November 2002 interviewt.

Hier der Text des Interviews, auch auf TATblatt.net nachzulesen, zusammen mit den Antworten der anderen Parteien.


Wann haben Sie oder VertreterInnen Ihrer Partei der unabhängigen Zeitschrift TATblatt bzw. dessen Herausgabeverein Unabhängige Initiative Informationsvielfalt zuletzt Unterstützung angedeihen lassen und in welcher Form?

Sehr verehrtes Redaktionsteam des TATblatt. Vorerst möchte ich darauf hinweisen, dass ich einer Bürgerliste vorstehe, der Bürgerliste LHL. Leider dürfen wir bei den Nationalratswahlen im November nicht antreten. Wir haben die notwendigen 2600 Unterstützungserklärungen nicht rechtzeitig zusammen bekommen. Das liegt schlicht und einfach daran, dass wir noch nicht bekannt genug sind. Aber wir arbeiten schon jetzt an der Gemeinderatswahl 2006.
Um auf Ihre Frage zu antworten: Wie sind heutzutage natürlich Antifas und auch Globalisierungskritiker. Die Zeiten in denen ein junger Mensch daran gemessen wurde, was er im Krieg geleistet hat, die sind lang vorbei. Aber heutzutage kämpfen wir an einer anderen Front. Es ist zwar durchaus ok, ab und abends nur ans Vergnügen zu denken - schließlich ist uns die Gastronomie auch ein wichtiger Wirtschaftszweig - aber die zentrale Frage muss uns immer vor Augen bleiben: Was leiste ich für den Standort? Heutzutage sind der Einzelne, seine Selbstverantwortung und seine Ideen wichtig - wir können uns nicht mehr auf den Staat verlassen, der schon alles richten wird. Die rebellische Subjektivität, das mag ich an jungen Menschen - sie schaffen das Neue im Widerstand gegen das Alte und somit die Basis für ihren eigenen Erfolg und den Zeitgeist des Morgen. Darum muss man kleine Initiativen fördern. Da muss man ganz nah am Trend sein und dann die kleine eigene Nuance dazugeben. Die Verbindung von Vergnügen mit harter Arbeit - das ist es, was die Wiener Musikszene zum Erfolg geführt hat, und das wollen wir öfter sehen, das muss man dann auch fördern. Selbst entscheiden, frei sein - gegen die ganze Ja-Sager-Kultur, die die ältere Generationen vielleicht noch geprägt hat. Darum ist es sehr begrüßenswert, wenn junge Leute schon früh mit kleinen Initiativen beginnen. Das kann ein so genanntes "Fanzine" sein, eine Kabarettgruppe, ein kleiner Club; da lernt man die Sachen, die später wichtig werden - oft wird auch aus einer kleinen Spaßinitiative einmal ein profitables Business. Und genau solche Leute brauchen wir! Auch Ihre Initiative "TATblatt" bietet Leistungen für eine kleine Nische unserer Gesellschaft. Ähnlich wie etwa ein Gabba-Club einen kleinen Teil der Bevölkerung anspricht oder eine Galvanisierungsfirma einen anderen Teil, so sprechen Sie ein bestimmtes "widerständisches" Marktsegment an. Ihre Leistung ist Lohn und vice versa. Ich könnte Ihnen sehr wohl Geld spenden, sozusagen einen "Independancy Kick", aber viel wirkungsvoller ist doch meine Hand, die ich Ihnen reiche um die Ihre zu schütteln. Ich schüttle Ihnen die Hand der Veränderung, denn ich bin stolz auf Sie. Innovation ernten, nachhaltig säen, dafür stehe ich.

Haben Sie oder VertreterInnen Ihrer Partei der unabhängigen Zeitschrift TATblatt bzw. dessen Herausgabeverein Unabhängige Initiative Informationsvielfalt jemals Geld überwiesen?

Ich erinnere mich, dass ich einmal Ihr Magazin abonniert habe. Das habe ich dann von meinem Konto abbuchen lassen. Als ehemaliger Spritzguss-Siebdrucker darf ich übrigens feststellen, dass die Druckqualität ihres Produkts sehr gut ist, dafür, dass Sie ja sehr billig produzieren müssen. Das hat nicht nur Potential, das birgt sogar Zukunft! Leider komme ich in letzter Zeit nicht sonderlich oft dazu etwas zu lesen. Die Tagespresse ist meine Pflicht, zur Kür komme ich sehr selten. Das tut mir oft besonders leid, weil ich so unter anderem Ihr Produkt nicht mehr verfolgen kann und ich auch als Vorsitzender des Terry Pratchett Fanclubs Österreich nicht mehr so aktiv sein kann. Ich möchte aber nicht abschweifen. Ich möchte hinzufügen, dass ich nicht in allen Punkten mit Ihren Inhalten einverstanden bin, aber - wie sagt man so schön - "Durchs reden kommen d'Leut z'samm." Was das heißt? Ein Beispiel: Ich bin der Meinung, dass es in Wien zu viele Punks gibt. Jetzt könnten Sie mich natürlich leicht missverstehen und "So ein komischer Spießer" rufen, aber Sie lassen mich ausreden und dann kann ich meinen Standpunkt erläutern, dem Sie sicher zustimmen werden. Jeder Mensch hat das gute Recht ein Punk zu sein. Die Punk-Kultur ist in den 70ern in England entstanden. Die damalige Politik der Margaret Thatcher hat zur Verarmung vieler Jugendlicher geführt. Zurecht wandten sie sich von der Gesellschaft ab und provozierten durch ihr Aussehen. Wenn die Erziehung der Eltern versagt - nicht jeder ist Bill Cosby - dann ist die Politik gefordert, als Fangnetz zu agieren. Fehlt dieser wichtige Fallback-Mechanismus, dann heißt es für die Jugendlichen "No Future!". Ich will, dass es in Wien keine "echten" Punks mehr gibt. Genauso, wie ich will, dass es in Wien keine Obdachlosen mehr gibt. Diesen Menschen muss und kann geholfen werden. Die Kultur der Punks, ihre wundervolle Musik, die soll aber weiter leben. Darum sage ich: "Repariert was euch kaputt macht!" Wenn sich jemand so anzieht wie ein Punk, weil ihm das eben gefällt, dann finde ich das okay. Ich habe ja selbst ein Bauchnabelpiercing. Politik ist skateable! Oder: Oi Oi Synergie!

Wie wollen Sie oder VertreterInnen Ihrer Partei die unabhängige Zeitschrift TATblatt bzw. dessen Herausgabeverein Unabhängige Initiative Informationsvielfalt künftig unterstützen?

Durch meinen guten Ratschlag: Lassen Sie sich nicht unterkriegen! Ich helfen Ihnen dabei durch eine Politik, die in die Tiefe geht: Veränderungsfähigkeit bewahren! Falls Sie Ihre Dienstleistung auch weiterhin so gut anbieten und ich wieder mehr Zeit zur Lektüre habe, dann werde ich auch wieder durch meine Kaufkraft Ihr kleines "Alternative Business" unterstützen. Besuchen Sie mich doch am 20. November oder am 11. Dezember im Wiener Lokal B72. Sie können dort zum Beispiel "Flugis" für eine Demo verteilen oder Plakate aufhängen. Obwohl die Zukunft eigentlich "Online" ist.

 

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