Situationismus, mit Wortspende von monochrom

Johannes Grenzfurthner (monochrom) wurde von Thomas Mießgang zum Situationismus befragt. Und der Streichelnazi ist auch dabei.

Im Jahr 1967, als schon das Gespenst des Studentenaufstandes in Europa umhergeisterte, erschien ein Buch mit dem Titel “Die Gesellschaft des Spektakels”. Der Autor Guy Debord beschreibt darin die ökonomische Gegenwart unter kapitalistischen Produktionsbedingungen als seelenlose, perfekt organisierte Maschine, in der Opposition nur simuliert wird und Geschichte und Zeit wie gefroren wirken: “Das ganze Leben,” schreibt der Künstler und Theoretiker, “erscheint als eine ungeheure Ansammlung von Spektakeln. Alles, was unmittelbar erlebt wurde, ist in eine Vorstellung entwichen”.

Die Vision von einer Gesellschaft, die sich im Performativen und im Theatralischen auflöst und existentielle Tiefe vermissen lässt, kann erst heute, in Zeiten der sozialen Netzwerke, der globalen Bilderflut und eines Kultes der Oberfläche in vollem Umfang begriffen werden.
Guy Debord, der mit dem Künstler Asger Jorn 1957 die Situationistische Internationale gegründet hatte, formulierte im Rahmen dieser radikalen Avantgardegruppierung schon in den 1960er Jahren scharfe Kritik an einer Konsumgesellschaft, “in der die Ware sich selbst in einer von ihr geschaffenen Welt anschaut” und übte damit großen Einfluss auf das Denken der Studentenbewegung und die Tumulte des Mai 68 aus.

Guy Debord war ein vielseitig begabter Polyhistor, und ein Denken der Dringlichkeit an der Schnittstelle von Kunst und Politik, Architektur und Wirklichkeit favorisierte. Er prägte Slogans, die bis heute durch die Gegenkultur irrlichtern, zum Beispiel “Unter dem Pflaster liegt der Strand” und “Verbieten ist verboten”. Oder: “Ne travaillez jamais”, zu Deutsch: “Arbeit? Niemals!”

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