Skug bespricht ‘Glossary of Broken Dreams’

Christoph Benkeser hat eine wunderbare Rezi von Glossary of Broken Dreams für SKUG geschrieben!

Gleich zu Beginn die gute Nachricht: Johanns Grenzfurthner hat wieder einen Film gemacht! Nachdem der selbsterkorene Lumpennerd vor zwei Jahren mit »Traceroute« einen grandiosen Abriss seines Lebens präsentierte, gibt es nun neuen Stoff aus dem Hause monochrom. »Glossary of Broken Dreams« heißt der eineinhalbstündige Film, der vor Kurzem auf der Diagonale in Graz Premiere feierte und ein wahrhaftiges Sammelsurium an zerbrochenen Träumen darbietet.

Leitkultur als Leidkultur
Ausschlaggebend für die Entstehung dieses Filmes war – neben der aufgeschobenen Förderung für ein anderes Filmprojekt – sicherlich die holistische Internetkultur der Gegenwart mit ihrem Hang zum totalitären Allmachtanspruch. Man kennt das natürlich. Die ausgekotzten Meinungen, so atavistisch und verschroben sie auch immer sein mögen, müssen nach außen getragen, verteidigt und notfalls mit postfaktischen Mitteln gewahrt werden, zumindest wenn es nach dem Credo der affektgesteuerten Ignoranzgesellschaft geht. Dass dabei nicht selten mit politischen Begriffen hantiert wird, die Meinungsmacht suggerieren, aber schlicht nicht verstanden und so als Treibstoff innert der Interpretationsgunst aller verheizt werden, stellt den scheinbar unvermeidlichen Kollateralschaden dieser Zeit dar. Grund genug also, um endlich einmal für klare Verhältnisse zu sorgen und den leitkulturellen Spieß ganz einfach umzudrehen. Nicht im Internet, klar! Sondern dort, wo die interpassive Kapitalismuskritik noch Früchte trägt: im Kino! Einen Film über verschiedene politische Begrifflichkeiten zu drehen, sie behutsam aufzudröseln und von vorne aufzubauen, ist wohl das entschleunigende Gegengift zu einer hyperbolischen Maschinerie aus Konspiration und verlogenem Hedonismus.

Link

the monochrom blog - archive of everything