Eskapismus im Schlaf, im Vergessen und im Gedächtnisverlust. Schon Säuglinge reagieren auf Stresssituationen (z.B. Lärm) mit spontanem Einschlafen. Covid19 hat eine große Müdigkeit zur Folge. Tatsächlich Erkrankte leiden manchmal noch Monate danach an starken Fatigue-Syndromen. Aber auch die Gesellschaft als Gesamtkörper ist – wie in allen längeren Krisensituationen – mit Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Schlafbedürfnis, Depression konfrontiert. Im Schlaf verschließt man wörtlich die Augen vor der Realität. In Morpheus Armen wiegt sich der Mensch im Vergessen. Im Schlaf wird die Pausetaste gedrückt. Die aktive Wahrnehmung stoppt für eine Weile. Andere Erlebniswelten steigen aus dem Unterbewusstsein empor und übernehmen die Empfindungen.
Während Träume in ihrer psychoanalytischen und narrativen Qualität schon seit langem einen prominenten Platz in der Kunstproduktion (z.B. im Surrealismus) einnehmen, scheinen sich nur wenige Künstler*innen für den Schlaf als Strategie des Vergessens zu interessieren. Dabei zeigen sich gerade hier grundlegende Affekte, die sowohl Individuen als auch Gesellschaften betreffen. Die Nähe zur Amnesie, dem Gedächtnisverlust, ist offensichtlich. Wenn Schlaf zur Epidemie wird, spricht man von Schlafkrankheit. Hierzu sind etwa die Überlegungen von Oliver Sacks zur Enzephalitis lethargica, der großen europäischen Schlafkrankheit, in seinem Buch Awakenings zu nennen.
AMNESIA versammelt vier künstlerische Schlaf-Positionen abseits von Traum und dessen Symbolik.
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