Ein ausuferndes Gespräch mit dem Filmemacher Johannes Grenzfurthner über seinen neuen Film Glossary of Broken Dreams.
Vor etwas über zwei Jahren sprach zebrabutter-Autor Thomas Kaestle mit dem österreichischen Universalnerd und monochrom-Gründer Johannes Grenzfurthner über dessen damals brandneuen Film Traceroute. In diesem autobiografischen Road-Movie reist der Filmemacher hakenschlagend durch seine Vergangenheit als Nerd, Künstler, Aktivist und Diskursproduzent. Er pilgert assoziativ durch die USA zu heiligen Stätten seines jahrzehntelangen Erkenntnisgewinns und huldigt Göttern der Technik- und Popkultur.
Grenzfurthners neuer Film, Glossary of Broken Dreams, ist Fortsetzung und Gegenthese zugleich. Mit kleinem Budget als Monumental-Puzzle produziert, nimmt er sein Publikum mit durch eine Enzyklopädie abgenutzter, falsch verstandener und korrumpierter Begriffe und Ideen. Brisant wird das durch den Umstand, dass es sich dabei ausgerechnet um das Lieblingsvokabular aktueller Diskurse handelt, um goldene Kälber zeitgenössischer Auseinandersetzungen um Politik und Gesellschaft. Grenzfurthner führt sie lustvoll zur Schlachtbank, um in ihren Gedärmen zu wühlen und daraus eine unsichere Zukunft zu lesen.
Also sprach Thomas Kaestle wieder mit Grenzfurthner, diesmal über Begriffs- und Diskursdekonstruktion, vermeintliche Sicherheit in falsch konstruierten Zusammenhängen, gesellschaftlichen und politischen Wandel, Fragmentarisierung von gedanklichen Lagern, liebgewonnene Ideen, Loslassen, Daleks und Cthulhu.