Gegen das “Scheiß-Internet”, in das sich die jungen Menschen “verkriechen” statt gegen herrschende Strukturen zu protestieren, polterte im Herbst 2008 der damalige ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz auf einem Grazer Diskussionspodium.
Auch 2015 können technologiefeindliche Grantler und Grantlerinnen noch immer mit ihren Fehleinschätzungen im öffentlichen Diskurs punkten.
Somit ist auch heuer wieder die Vergabe des “Wolfgang-Lorenz-Gedenkpreises für internetfreie Minuten” notwendig geworden, um unqualifizierte Äußerungen zu den Bedingungen des Informationszeitalters durch eine Fachjury aus Medien, Wissenschaft und Technik kompetent zu entlarven und zu entkräften.
Nominierungsliste 2015
Günther Oettinger
Nominiert für seine mehrfach inkompetenten Aussagen zum Internet, der Netzgemeinde und der Beschimpfung von Aktivisten und Journalisten als Taliban
Hermann Petz
Nominiert für die abstruse Behauptung, Qualitätsjournalismus wäre nur auf gedrucktem Papier möglich. Sein Buch darüber ist übrigens auch als E-Book verfügbar.
Modern Mind Marketing
Nominiert für den plumpen Versuch, die Meinung von Internetnutzern mit bezahlten Jubelpostings zu manipulieren.
Recep Tayyip Erdogan
Nominiert für sein wehleidiges Jammern über das Internet, gegen das er “zunehmend ist”. Denn dort würden ihn so viele Bürger beleidigen.
Smartphone-Hetzer
Nominiert sind alle, die sich in sozialen Netzwerken und Zeitungsforen öffentlich darüber aufregen, dass “arme Flüchtlinge” aus Kriegsgebieten Smartphones besitzen.
Wolfgang Brandstetter und Josef Ostermayer
Nominiert für die Einführung einer Speichermedienabgabe, besser bekannt als Festplattenabgabe im Rahmen der jüngsten Urheberrechtsnovelle.
Manfred Spitzer
Nominiert für die hervorrangende Geschäftsidee “Dieses Cyber macht uns alle dumm, krank, senil & co.”, wir hoffen, dass es wenigstens ihn wohlhabend macht.
Matthias Horx
Nominiert für das orakeln, dass wir alle in Zukunft ungebildet und charakterschwach sein werden, wenn wir zuviel auf unsere Smartphones starren.
Elfriede Hammerl
Nominiert für den originellen Gedankengang, dass Gewalt in Computerspielen den “Charakter eines Menschen deformieren” könnte.
Verlag Rommerskirchen
Nominiert für das Annoncieren eines sogenannten Titelschutzes für das Wort “Blogosphäre”.
Promis gegen das Internet
Nominierung von allerhand Prominenten von Madonna bis Neil Young, denen das Internet das Leben laut Selbstauskunft unerträglich schwer macht.
Hans Magnus Enzensberger
Nominiert für seine “Regeln für die digitale Welt” und die Unfähigkeit zu erkennen, über welche Themen man sich noch oder schon nicht mehr kompetent äußern kann.
Das vor Ort anwesende Publikum bestimmt über die Vergabe des Publikumspreises. Als weiteren Programmpunkt gibt es das Geheimdienstdosenschießen mit und von AK Vorrat (Vorschau: https://www.youtube.com/watch?v=vnlzXyWIASs).
Gestiftet und organisiert vom Wiener KünstlerInnen-Kollektiv monochrom wird der WoLo 2015 am 12. September 2015 ab 20 Uhr bei der großen WoLo-Award-Gala im Barocksaal des Alten Rathauses, Wipplingerstraße 6-8, 1010 Wien ausgelobt werden!
Die Jury:
Die Mitglieder der diesjährigen Jury sind namentlich: Lena Doppel, Michael Eisenriegler, Jana Herwig, Fabian Schmid und Barbara Wimmer. Durch den Abend führt Paul Lohberger.
Der Eintritt ist frei. Also kommet! Frohlocket!
12. September 2015, 20 Uhr
Bank Austria Salon im Alten Rathaus, Wipplingerstraße 6-8, 1010 Wien
Es gibt auch einen Livestream: http://www.tinyurl.com/wolo2015
Frühere WoLo-PreisträgerInnen sind auf der Archiv-Seite in blankem HTML nachzulesen!
www.monochrom.at/wolfgang-lorenz-gedenkpreis/