monochrom #26-34 Rezension im “Bad Alchemy”-Magazin

Himmel hilf. Die neue monochrom # 26-34 schwebt über mir und strahlt wie der schwarze Monolith aus 2001, stumme Herausforderung zu einer Odyssee über die Untiefen überschlauer Oberseminararbeiten, mit einer Schiffsladung voller akademischer oder akademisierter, tendenziell poplinker, gelegentlich ‘antideutscher’ Schwurbeleien über fast Alles. Der 1000-Seiter strotzt vor Lang- und Kurzweil und überzwerchen Witzen im redlichen Bemühen, die x brot- und bodenlosen Dimensionen des Tief-, Un- und Leichtsinns auszuloten (speziell mit den narrenfreien Naseweisheiten der aphoristisch-lexikalischen Rubrik ‚Re:views‘). Fehlen nur noch Kreuzworträtsel und Todesanzeigen. Vielleicht weil das 1850g-Sammelsurium insgesamt alles Kreuz- und Querdenken beansprucht. Ohne Seitenzahl und Inhaltsangabe, wüst illustriert, sortiert im Kater-Murr-Stil, gelayoutet wie Starfish Rules von Tobias O. Meißner. Wer zählt die Themen, nennt die Namen, die einen umschwirren, wenn man in diesem Universalalmanach zu blättern beginnt. Nur ein winziger Vorgeschmack: … Conlanging – the art and craft of making your very own language … The Problem with Social Robots … Cannibalism at Sea … Ink Jet Printers & Amok Runners … The Integration of the Fringe … Transgression, Sexual Ambiguity and Perverse Pleasure in Serge Gainsbourgh‘s Je t‘aime … Forged Movies … Iain M. Banks‘ Consider Phlebas and T. S. Eliot‘s The Waste Land … The Medium is the Messiah … Sitcom as Endgame, Tatort out of the Volksempfänger … The Snafu-Principle … Star Wars. A penetrating analysis … The Weirdness of the Wonder of Oz … Jack Kirby‘s Marvel Heroes & Villains … A Mnemonic of Longing … Xanadu as Myth, Reconsidered … Manifesto of Ignorantism … Nomadism & Schizotactics … Pornographic Coding … Embracing Post-Privacy … Ach, sagte ich das nicht? monochrome ist erstmals ganz in Englisch. Wer nur Deutsch versteht, versteht sowieso nix? So come and get it, the international Unübersichtlichkeit, unsortiert und ungeschönt, enjoy the dizziness of freedom. Knoten im Grau in Grau sind: Codes, Communication, Mediality, Pop Culture, Social Robotics, Situationism, Urbanism…, als Autoritäten fungieren: Adorno, Baudrillard, Bourdieu, Debord, Derrida, Fiedler, Giddens, Krakauer, Serres, Zizek… Brainiacs aller Länder, wo seid ihr? Hier wartet ein Brocken, dick wie ein Fantasy-Schmöker, aber doppelt so phantasievoll, auf Köpfe, die zu einem offenen Buch nicht Gähnen oder Beißen assoziieren. Zugegeben, der akademische Jargon ist eine arge Pein im Arsch, auch wenn er sich Practical-Pig-wise kontextualisiert in einer Simultanität von Highbrow & Lowbrow, Science & Nonsense. Nicht wenige Texte keuchen mit Staublunge, andere pimpen oder catwalken as nerdy as can be. Aber wer kann schon schreiben wie Herriman?

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